Anfang der 1970er-Jahre hatte Achim Reichel genug von Beatmusik und suchte nach anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Auf diese sollte er rein zufällig stoßen: Als ein Gitarrenecho aus seiner Bandmaschine kam, brachte ihn dies auf den Gedanken, dass sich daraus doch neue Musik kreieren ließe. Gedacht, getan: Unter dem Namen A. R. & Machines nahm er in der Folge bis dahin ungehörte psychedelische Klänge auf. Was damals keine übermäßige Beachtung erfuhr, genießt heute Legendenstatus. 2017 ließ er mit einem A.-R.-&-Machines-Auftritt in der Hamburger Elbphilharmonie die alten Zeiten wieder aufleben. Nun wurde ein Album mit dem Konzertmitschnitt veröffentlicht.
„Die grüne Reise“, das 1971 erschienene erste Album von A. R. & Machines, gilt als herausragendes Werk des von Achim Reichel ins Leben gerufenen Projekts. Verschiedene Gitarrenechos bilden darauf ein großes psychedelisches Ganzes. Bis 1975 folgten fünf weitere Alben, dann wandte sich Reichel anderen musikalischen Ideen zu. Im Interview sprach der inzwischen 78-Jährige über dieses außergewöhnliche Kapitel seiner langen Karriere, das 2017er Konzert und das nun veröffentlichte Album „71/17 Another Green Journey - Live At Elbphilharmonie Hamburg“.
eclipsed: Wir leben in verrückten Zeiten, oder?
Achim Reichel: Das kannst du laut sagen. Im Moment kommt da ein bisschen viel auf einmal zusammen. Ich merke, ich bin nachdenklicher, als es mir eigentlich lieb ist. Mir tun natürlich die Musiker leid, die stehen wegen Corona ganz schön auf dem Schlauch. Gott sei Dank muss ich keine Existenzängste haben. Ich bin kürzlich beim Harbour Front Literaturfestival zusammen mit Schauspieler Peter Lohmeyer aufgetreten. Da habe ich gemerkt: Ich war ja seit zwei Jahren nicht mehr auf der Bühne. Das musste ich erst mal wieder auf die Reihe kriegen. Das Publikum gab mir auch was zurück – das Gefühl eines sinnvollen Daseins.
eclipsed: Kommen wir zu positiv verrückten Zeiten: 2017 bist du als A. R. & Machines in der Elphi aufgetreten. Mit welchen Gefühlen blickst du heute auf das Konzert zurück?
Reichel: Das war großartig, ein Abend, wie selbst ich ihn noch nicht erlebt hatte. Ich habe mir einen Traum verwirklicht und habe gedacht: „Alter, da hast du eine einzigartige Musik am Start!“ Da schlug mein Musikerherz höher: „Junge, ist das nicht geil, dass du von der Zeit eingeholt wirst!“ Damals in den 70ern habe ich das Richtige gemacht, aber zur falschen Zeit.
eclipsed: Du hast beim Konzert zugegeben, dass du sehr nervös warst.
Reichel: Ja, das war ein Abend, an dem ich Lampenfieber hatte. Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Jemand meinte vorher, die Hälfte der Leute käme nur, weil sie mal die Elphi von innen sehen wollte. Ich bin ja für „Kuddel Daddel Du“, „Der Spieler“ und „Aloha heja he“ bekannt und nicht für A. R. & Machines. Ich hatte vorher auch eine lustige E-Mail bekommen. Da schrieb einer: „Ich habe alle deine Platten. Aber eine war schlecht, die habe ich verschenkt.“