Ende Januar feierte ACHIM REICHEL seinen 80. Geburtstag. Zeitgleich erschien sein Livedoppelalbum „Schön war es doch! – Das Abschiedskonzert“ – ein Querschnitt durch das Solowerk des Urgesteins der deutschen Rockmusik. Ab März geht er wieder auf Tournee. Ist es diesmal wirklich die letzte? Das weiß der Hamburger, der seiner Heimatstadt stets treu geblieben ist, selbst nicht so genau.
Achim Reichel hat sich immer wieder neu erfunden: in den 60er-Jahren Beat mit The Rattles und Pop mit Wonderland, in den frühen 70ern Psychedelic als A.R. & Machines, danach die bis heute andauernde Solokarriere, die zu einem Œuvre führte, das von Rock über Shantys und Volkslieder bis zu Vertonungen der Werke deutscher Dichter reicht. Bei all dem ist er der jugendlich wirkende Lausbube geblieben. Gleich zwei Exemplare dieses Schlags sind auf einem Foto an der Wand seines Heimstudios zu sehen: Paul McCartney und Achim Reichel Arm in Arm. Gemütlich hat er es sich hier eingerichtet – die richtige Atmosphäre für einen Schnack unter Hamburger Jungs.
eclipsed: Bei unserem letzten Interview 2022 lautete meine erste Frage: „Wir leben in verrückten Zeiten, oder?“ Jetzt sind die Zeiten noch verrückter, oder?
Achim Reichel: Ja, es gibt eine übersteigerte Empfindlichkeit. Du brauchst nur ein falsches Wort zu sagen, und schon bist du in einer Schublade und hast Schwierigkeiten, da wieder rauszukommen.
eclipsed: Wegen Corona hattest du eine längere Konzertpause. Fiel es dir 2023 schwer, wieder auf Tournee zu gehen?
Reichel: Komischerweise nicht. Ich war über mich selbst erstaunt. Eigentlich sollte die 2019er Tour schon eine Abschiedstournee werden. Dann kam dieser ganze Corona-Kram. Da habe ich gedacht: „War ja eigentlich schön, die Tour 2019. Mach noch eine Abschiedstour.“ Die kam dann erst 2023.
eclipsed: Du bist gerade 80 geworden. Fällt es dir schwerer, Musik zu machen, als früher?
Reichel: Ich muss leider zugeben, dass es hier und da mal ein bisschen zwickt. Früher habe ich immer gedacht: „Alter, was hast du für ein Glück. Du bist irgendwie so eine jugendliche Type, so vom Charakter her.“ Nun bin ich doch erwachsen geworden.