THE BEATLES - Projektmanagement à la John, Paul, George & Ringo

1. November 2018

The Beatles

THE BEATLES - Projektmanagement à la John, Paul, George & Ringo

Im November erscheint eine 6CD/Blu-ray-Box aus Anlass des 50. Jahrestags der Veröffentlichung von „The Beatles“, allgemein bekannt als das Weiße Album. An den Reglern saß, wie bereits bei der 50th Anniversary Edition von „Sgt. Pepper“, der Sohn von Beatles-Produzent George Martin. Giles Martin verpasste dem Weißen Album nicht nur ein neues klangliches Gewand, sondern wühlte auch tief in den Archiven. Wir sprachen mit dem Mastermind hinter den Beatles-Reissues über seine Arbeit an dem Mammutprojekt.

Im Mittelpunkt der „White Album“-Box stehen die sagenumwobenen „Esher Demos“, eine Art Unplugged-Version der Platte, die seit Jahren als lausig klingende Bootlegs kursierten und jetzt erstmals im richtigen Glanz erstrahlen. Aber auch offiziell unveröffentlichte Stücke wie „Circles“ oder „Child Of Nature“ sind in der Box zu finden. Giles Martin (49), ein unkomplizierter, manchmal sympathisch verpeilt wirkender Zeitgenosse, freut sich, am Telefon Auskunft über diesen neuen Schatz zu geben.

eclipsed: Wie kam es zu dem Projekt?

Giles Martin: Wir hatten 2017 den Remix und die Box zum Jubiläum von „Sgt. Pepper“ gemacht. Ich war sehr nervös, aber es wurde sehr gut angenommen, und die Fans haben verstanden, warum wir es gemacht haben. Dann stand der Geburtstag des Weißen Albums an. Obwohl wir schon vor Längerem angefangen hatten, an dem Projekt zu arbeiten, bestätigten wir dies lange Zeit nicht. Wir wollten erst sehen, ob etwas Substanzielles dabei herauskommt. Plötzlich stießen wir auf die „Esher Demos“ und merkten, dass wir etwas richtig Interessantes in Händen hielten. Erst dann entschieden wir uns, das Ganze zu veröffentlichen. Wir machen nichts, nur um ein Häkchen dahinter machen zu können.

eclipsed: Die „Esher Demos“ klingen wie eine Unplugged-Version des Weißen Albums.

Martin: Im Fall der „Esher Demos“ war es so, dass alle um mich rum davon sprachen, doch wie immer hatte ich mal wieder keine Ahnung, was sie meinten. (lacht) Also schickte man mir diese furchtbar schlechten Aufnahmen, und ich sagte nur: Die klingen ja schrecklich. Ich bekam zur Antwort: Na ja, es sind eben Bootlegs.

eclipsed: Trotzdem hast du dich an die Arbeit gemacht.

Martin: Ich wusste, dass ich diese Tapes irgendwo schon mal in deutlich besserer Qualität gehört hatte, nämlich als ich mit Olivia Harrison „Living In The Material World“, die Dokumentation über George, gemacht hatte. Sie ließ mich damals in seinen Archiven stöbern, also wusste ich, dass die Aufnahmen dort lagen, sie hießen bloß nicht „Esher Demos“, sondern „Beatles 1“, „Beatles 2“ und so weiter. Also rief ich Olivia an und fragte, ob wir sie haben könnten. Um die Geschichte des Weißen Albums zu erzählen, sind sie einfach großartig.

eclipsed: Heißt das, dass es noch weiteres unveröffentlichtes Beatles-Material gibt, das nicht in den Abbey Road Studios lagert?

Martin: Es ist manchmal schon Zufall, etwas zu entdecken, aber klar, die ganzen Studio-Session-Tapes sind in der Abbey Road. Ich muss also nicht durchs Land fahren und Leute nach Aufnahmen fragen. Doch da diese Demos nicht dort aufgenommen wurden, lagerten sie dort auch nicht. Sachen, die nicht in der Abbey Road aufgenommen wurden, sind immer schwieriger zu finden.

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