BETH GIBBONS - Der Fluss der Zeit

17. Juni 2024

Beth Gibbons Portishead

BETH GIBBONS - Der Fluss der Zeit

In den 90er-Jahren wurde Beth Gibbons mit Portishead zu einer der wegweisenden Musikerinnen jener Zeit. Seitdem gab es von der sehr zurückgezogen lebenden Sängerin nur wenige musikalische Lebenszeichen. Nun erschien mit „Lives Outgrown“ ihr erstes reguläres Soloalbum, das beweist, welch außerordentliche Künstlerin die Britin immer noch ist. Es ist nicht leicht, sich dem Mysterium Beth Gibbons zu nähern.

Wie aus dem Nichts tauchte die Sängerin als Teil der aus dem britischen Bristol stammenden Band Portishead Anfang der 90er auf. Deren Debütalbum „Dummy“ (1994) bezauberte mit einem Sound wie von einem anderen Stern, was vor allem an Gibbons’ außergewöhnlichem, zugleich verletzlich wie abgeklärt, aber immer auch ein wenig schräg klingendem Gesang lag. Dem nicht weniger faszinierenden Nachfolgealbum „Portishead“ (1997) folgte erst 2002 eines der melancholischsten, aber auch seltsamsten Alben der jüngeren Popgeschichte: „Out Of Season“, ein Gemeinschaftswerk mit dem einstigen Talk-Talk-Bassisten Paul Webb alias Rustin Man.

Nach sechs weiteren Jahren erschien 2008 überraschend Portisheads drittes Studioalbum „Third“, das prompt die internationalen Jahresbestenlisten anführte. Das einzige Album, das Beth Gibbons seitdem veröffentlichte, war 2019 die Einspielung einer ungewöhnlichen Interpretation von Henryk Góreckis 3. Sinfonie, die sie als „Herzensprojekt“ bezeichnete. Nur zu gern würde man ihr die Frage stellen, warum eine der faszinierendsten Stimmen der Popmusik im Alter von 59 Jahren erst ihr sechstes Album auf den Markt bringt, das gleichzeitig ihr eigentliches Solodebüt ist. Wenig überraschend gibt die als extrem schüchtern geltende Musikerin aber leider keine Interviews. Auch anderweitige Äußerungen sind spärlich gesät. So bleiben als Quellen für persönliche Informationen nur ihre Songs und Texte, die sich auf „Lives Outgrown“, wie der Titel andeutet, mit der eigenen Vergangenheit beschäftigen, gelebten Leben, aus denen sie mit fast 60 Jahren „herausgewachsen“ ist ...

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