Seit knapp einem Vierteljahrhundert ist Deep-Purple-/Rainbow-Gitarrist Ritchie Blackmore zusammen mit seiner Frau Candice Night im mittelalterlichen Gewand Teil der Musikszene. Dadurch, dass er sich in den letzten Jahren mit einer neu formierten Rainbow-Besetzung live dem Hardrock widmete, wurde der musikalische Druck auf Blackmore’s Night geringer. Das scheint sich auch auf deren neues Album „Nature’s Light“ ausgewirkt zu haben. Candice Night wirkt zumindest sehr tiefenentspannt – und wirft durchaus auch einen Blick über den Tellerrand des Mittelalter-Pop ...
eclipsed: Wenn ihr an ein neues Album herangeht, gibt es da vorher eine Marschroute?
Candice Night: Wir glauben daran, sich von der Musik leiten zu lassen. Ritchie hat Bänder über Bänder mit Ideen, wenn er nach Inspiration sucht. Aber er neigt dazu, aus einer neuen Perspektive zu schreiben, wenn es Zeit ist, ins Studio zu gehen. Wenn er einen eher schnellen Track macht, wird der nächste Song dann ein Instrumental oder eine Ballade sein, etwas ganz anderes als das, woran wir gerade gearbeitet haben. Wenn wir also etwas kreieren, gibt es eine Menge Abwechslung, und die Musik führt uns auf verschiedene Pfade.
eclipsed: Ehrlich gesagt, mit einigem Songmaterial von Blackmore’s Night aus der Vergangenheit kann ich persönlich nicht so viel anfangen. Allerdings gibt es etliche Songs, die mich emotional berühren, z. B. „Writing On The Wall“, „Shadow Of The Moon“, „The Storm“ oder „Fires At Midnight“. Meiner Meinung nach enthält euer Sound aber zu viel seichten Pop. Kannst du mit dieser Kritik umgehen oder widersprichst du mir da komplett
Night: Manchmal braucht man einen Song zum Mitsingen, um sich gut zu fühlen, und gerade in diesen schwierigen Zeiten ist jede Musik, die Positives bewirkt, für mich okay. Wir haben eine Menge Abwechslung auf unseren Alben. Es gibt Songs für alle Arten von Zuhörern. Manche Leute lieben sie alle. Andere mögen nur einige davon.
eclipsed: Es gibt drei Tracks auf dem neuen Album, die mich beeindrucken. Zunächst einmal sind da die beiden Instrumentals – und dann noch der letzte Track, der mich an meine bisherigen Lieblingssongs von BN erinnert.
Night: Das Instrumental „Darker Shade Of Black“ hat Ritchie ursprünglich für eine frühere CD geschrieben, aber die Plattenfirma, die wir hatten, machte keinen guten Job, um es zu promoten, so dass er das Gefühl hatte, dass es nicht wirklich gehört wurde und eine Neuveröffentlichung verdiente, damit die Leute es auf dieser Platte genießen könnten. Er wurde von der Idee hinter einem seiner Lieblingssongs, „A Whiter Shade Of Pale“, inspiriert – dies ist die Antithese zu jenem Klassiker, nämlich eben „Darker Shade Of Black“. „Der letzte Musketier“ basiert auf einer Idee, die Ritchie ableitete aus den Erfahrungen mit einer seiner Lieblingsbands, in der er vor Deep Purple war. An die Three Musketeers hat er gute Erinnerungen: Sie hatten damals viel Spaß! Das war die Zeit, als noch kein Ruhm Druck und Stress verursachte. Die anderen beiden Jungs aus der Band sind mittlerweile tot, der eine war ein sehr guter Freund von Ritchie, Jimmy „Tornado“ Evans, der 2018 verstarb. Ritchie sieht sich also im Wesentlichen als der letzte Musketier. „Second Element“ wiederum ist ein Song, der ursprünglich auf dem Album „Dive“ von Sarah Brightman war. Ich habe mich sofort in ihn verliebt und wollte ihn schon lange machen. Das Konzept dahinter über die Magie des Wassers und das Verständnis dessen, dass Wasser die Quelle allen Lebens ist, war hinreißend. Also haben wir es auf unsere Art interpretiert.