Egal, ob man gegenüber Joe Bonamassa, Kenny Wayne Shepherd oder John Mayall den Namen Walter Trout erwähnt, es folgen sofort Lobeshymnen. Diese Huldigungen hat sich der US-Ostküsten-Musiker in den letzten vier Jahrzehnten mit stets qualitativ guter Arbeit an der Gitarre und am Mikro im Studio und auf den Weltbühnen auch redlich verdient. Wenn diese eclipsed-Ausgabe erscheint, ist er gerade auf einer Bluesrock-Kreuzfahrt in der Ägäis mit 24 anderen Acts wie Bonamassa, King King oder Keb’ Mo’ unterwegs. Ohne große Verschnaufpause geht es danach beidseits des Atlantiks weiter. Und im Oktober ist er ausgiebig in Deutschland auf Tour. Im Gepäck hat er dabei das neue Album „Ride“.
eclipsed: Ich erreiche dich überraschenderweise nicht in Kalifornien, sondern in Dänemark. Was ist passiert?
Walter Trout: Wir haben ein Haus in Dänemark, in einem kleinen Ort direkt am Meer. Zunächst war nur geplant, sich dort während der Pandemie zurückzuziehen. Weil es uns komfortabler und sicherer erschien als in den USA. Und nun gefällt es uns so gut, dass wir wahrscheinlich für immer hierbleiben. Außerdem muss ich mich in Dänemark über die politischen und gesellschaftlichen Zustände in den Staaten nicht so aufregen.
eclipsed: Mit anderen Worten, du als alter Woodstock-Hippie [der 71-jährige Trout wuchs unweit von Woodstock auf und war dort als Besucher, nicht als Musiker; Anm.] haderst mit den USA?
Trout: Das Land ist zwiegespalten. Und die beiden Pole – auf der einen Seite die Leute, die den fürchterlichen Trump gewählt haben, und auf der anderen Seite eine fast ebenso große Gruppe von Liberalen und Linken – sind nicht nur anderer Meinung, sie stehen sich als Feinde gegenüber. Das kann meiner Meinung nach nicht lange gut gehen.
eclipsed: Aber US-Tourneen gibt es dennoch?
Trout: Ich bin US-Amerikaner, natürlich. Ich habe allerdings aus logistischen und Kostengründen zwei verschiedene Bands mit einigen Personalüberschneidungen: eine Live-Band, mit der ich in Europa toure, und eine, die mit mir in den USA unterwegs ist.