Als die Hippieikone Joan Baez 1968 zu Ostermärschen nach Deutschland reiste, lief Peter Bursch an ihrer Seite. Ein passenderes Bild kann es für die Formation Bröselmaschine, die Bursch mit vier Freunden einige Monate später ins Leben rief, nicht geben – politischer und künstlerischer Aufbruch lag in der Luft. Und Bröselmaschine mittendrin. Ein halbes Jahrhundert, etliche Umbesetzungen und Auszeiten später ist die Band derzeit sehr agil. Nachzuhören ist dies auf dem aktuellen Album „Indian Camel“.
28. Juli 2018. Die Stimmung im Backstagebereich des Burg-Herzberg-Festivals ist an diesem Spätnachmittag gedrückt. Zumindest für Peter Bursch, der wenige Stunden zuvor erfahren hat, dass sein langjähriger Freund und Bandmitstreiter Willi Kissmer am Vortag verstorben ist. „Mich hat diese Nachricht nicht wirklich überrascht, Willi war seit einiger Zeit schwer krank“, sagt Bursch. „Doch wenn man dann vor vollendete Tatsachen gestellt wird, ist es doch eine andere Nummer.“
Ansonsten ist der schlaksige Duisburger mit der jungenhaften Ausstrahlung bester Dinge. Darf er auch sein: Zwei Tage vor dem Interviewtermin hat er mit Bröselmaschine auf der Festivalbühne einen beeindruckenden Auftritt hingelegt. Wozu auch die großartigen Gastmusiker ihren Teil beigetragen haben. „Dieser Gig war eine einmalige Angelegenheit, die ich nie vergessen werde. Gleichzeitig war es ein Jubiläumsauftritt anlässlich unseres fünfzig Bestehens. Und darüber hinaus ein Signal an die Welt: Die Bröselmaschine existiert weiterhin.“
eclipsed: Ihr habt 1968 Bröselmaschine gegründet. Warum?
Peter Bursch: Unser Hauptanliegen war zunächst, eine neue Lebensform auszuprobieren. Wir haben ab 1968 sechs Jahre in einer WG gehaust. Leben und Musikmachen, alles sollte frei sein. Mit allen damit verbundenen Höhen und Tiefen. Spannend war dieses Experiment auf jeden Fall.
eclipsed: Wie kamen die WG-Mitglieder zusammen?
Bursch: Wir spielten seit Mitte der Sechziger auf den Ostermärschen, die von Gewerkschaften und politisch sehr links orientierten Gruppierungen organisiert wurden. Alle fünf Gründungsmitglieder waren politisch äußerst motiviert, wir setzten uns etwa für selbstverwaltete Jugendzentren ein. Alles hatte mit Sich-Ausprobieren zu tun. 1974 ging die WG dann ohne Streit auseinander. Ihre Mitglieder nahmen sich vor, flügge zu werden.
eclipsed: Euer Debütalbum genießt bis heute Kultstatus. Wie erklärst du dir das?
Bursch: Darauf haben wir einen nie gehörten Stilmix aus Folk, Jazz, Krautrock und Psychedelic vorgelegt. Dieser Sound hat bis heute Bestand. Ich kriege noch immer ekstatische Reaktionen darauf.