... es rast die Zeit, Devin saust mit. „PowerNerd“ ist der erste Teil einer neuen Trilogie, die der rastlose Kanadier aktuell im Köcher hat. Dem nicht genug: Gleichzeitig veröffentlicht der 52-Jährige den kurzweiligen Fotoband „Overexposed + Underdeveloped“.
Seit dem letzten Album „Lightwork“ (2022) war viel los bei Devin Garrett Townsend. Neben privaten Turbulenzen und ausführlichen Tourneen war der Kanadier, der uns beim Zoom-Interview im gleichen übergroßen Flauschpulli wie vor fast zwei Jahren empfängt, vor allem im eigenen Studio fleißig: Eine neue, thematisch zusammenhängende Trilogie steht in den Startlöchern.
eclipsed: Devin, seit „Lightwork“ ist einiges in deinem Leben passiert. Man kann im Hintergrund z.B. erkennen, dass du in einem neuen Studio sitzt...
Devin Townsend: (lacht und seufzt) Oh mein Gott, die letzten zwei Jahre waren das absolute Chaos! Ich bin allein vier Mal umgezogen, habe dann ein Haus komplett renoviert, ich war auf Tour, ich habe ein neues Album aufgenommen ... Kennst du das Gefühl, wenn du morgens aufwachst, deine Beine über den Rand schwingst, und der Fußboden rast bereits in einem Höllentempo unter dir vorbei? So in etwa habe ich mich jeden Morgen gefühlt.
eclipsed: Du hast das neue Album laut Label-Info in nur elf Tagen fertiggestellt. Hattest du nicht mehr Zeit?
Townsend: Ich weiß, dass ich normalerweise – und das war nicht immer schlecht – dazu neige, die Dinge zu sehr zu überdenken. Und ich denke bisweilen wirklich kompliziert. (lacht) Doch diesmal wollte ich bewusst anders vorgehen, also habe ich mir für „PowerNerd“ ein paar zeitliche Parameter vorgegeben. Ich möchte aber auch betonen, dass ich permanent an Ideen arbeite und komponiere. Diese ordne ich dann immer gleich bestimmten Projekten zu, so dass ich aus einem reichhaltigen Fundus schöpfen konnte und nicht bei Null beginnen musste.
eclipsed: Wie immer in unseren Interviews steht für dich als Synästhetiker auch diesmal die Frage im Raum: Welche Farbe hat „PowerNerd“, und was symbolisiert sie für dich?
Townsend: Das Album ist schwarz-weiß-grau, und es repräsentiert Depression für mich. Was sehr seltsam anmuten mag, wenn man weiß, dass es eigentlich ein einfaches Party-Album werden sollte mit Gute-Laune-Riffs aus den Achtzigern. Es war ein Projekt, das ich aus meinem Kopf kriegen wollte, bevor ich mit der Oper „The Moth“ wieder etwas Megakomplexes herausbringe. Doch dann war da sehr viel Trauer innerhalb meiner Familie, und die Musik wurde letztlich zu einer Art Katalysator.