Die Artrocker LESOIR blicken lösungsorientiert auf globale Probleme

19. September 2024

Lesoir

Die Artrocker LESOIR blicken lösungsorientiert auf globale Probleme

Das Maastrichter Quintett Lesoir ist schwer einzuordnen. Die 2009 gegründete Band hat mit Riverside und The Pineapple Thief getourt, bespielt mit ihrem Stilmix aber eher andere Musikfelder. Jedenfalls mit ihrem neuen, inzwischen sechsten Album „Push Back The Horizon“. Boten die Niederländer früher einen Mix aus Metal, Prog- und Artrock, so legen sie den Fokus nun auf zugänglichen Artrock im Songformat. Interessanter als Stilfragen ist aber der Umstand, dass Lesoir bei der Thematisierung aktueller Probleme nicht bei einer – je nach Gemütslage – lapidaren oder wütenden Bestandsaufnahme stehen bleiben, wie sie andere Acts offerieren. Mit dem Blick auf unerwartete Wendungen, vor allem aber auf Potentiale, die Zusammenarbeit, Familie und Brüderschaft ausschöpfen, legen Lesoir das Hauptaugenmerk hier eher auf das Prinzip Hoffnung und den Blick nach vorn. Über dieses Thema, coole Titel sowie die Inhalte einiger Songs sprachen mit uns Gitarrist Ingo Dassen und Sängerin/Songschreiberin Maartje Meessen. Außerdem verrieten sie uns, wie ihre Songs entstehen, und gaben eine nette Anekdote zur Entstehung einer fruchtbaren musikalischen Freundschaft zum Besten. 

eclipsed: Lesoir – wie kamt ihr auf diesen Bandnamen? Hat es was mit dem französischen „le soir“, also „der Abend“ zu tun? Was wollt ihr damit zum Ausdruck bringen?

Ingo Dassen: Als wir unser erstes Album in Brüssel aufnahmen, suchten wir nach einem Bandnamen, der die Stimmung der Platte und unserer Musik insgesamt beschreiben könnte: das Leben bei Nacht in einer belebten Metropole. Wir kommen ja ursprünglich aus Maastricht, einer niederländischen Stadt, in der man den französischen Lebensrhythmus Tag für Tag spürt. Und so kam uns eben das französische „der Abend“ in den Sinn, und wir machten daraus die Verfälschung „Lesoir“, die uns gut gefiel. 

eclipsed: Aber nicht nur der Bandname, auch der Titel des aktuellen Albums ist ziemlich cool: „Push Back The Horizon“. Was genau meint ihr damit? Weiter in die Ferne blicken? Um ein größeres Bild der Wirklichkeit zu sehen?

Maartje Meessen: Die Idee dazu kam mir bei einer Dokumentation über archäologische Stätten und der darin geführten Diskussion, wie alt diese tatsächlich seien. Was dabei letztendlich herauskam, ist nicht so wichtig. Aber die Schlussfolgerung war: Wenn wir unseren Horizont nach hinten verschieben und auf diese Weise weiter zurück in die Vergangenheit gehen, dann sehen wir mehr, lernen mehr und verstehen mehr über uns selbst und unsere Gegenwart. Lesoirs Übersetzung davon ist, dass wir als Menschheit stärker zu unseren Wurzeln zurückkehren und diese nutzen müssen, um in der Zukunft zu überleben. Ich habe das in den folgenden Zeilen zum Titelsong wie folgt zum Ausdruck gebracht:

The brain is not just there to store memories
but to fail, to repeat 
experience, learn and automate
to protect us from threats
that are here and coming
and to rise above them 
to ensure (a) life as long as possible
let’s try again.

eclipsed: Aktuell beschäftigen sich viele Bands auf ihren Alben mit den Themen menschliche Beziehungen, globale Situationen und Herausforderungen. So wie ihr. Doch im Unterschied zu anderen konzentriert ihr euch vollkommen auf Hoffnung, bessere Ergebnisse und Kooperationen, anstatt den Finger in die Wunde zu legen. Warum habt ihr euch für diese Art der Beschäftigung mit dem Thema entschieden? Hat es vielleicht auch was damit zu tun, dass es eine Frau ist, die bei euch die Lyrics schreibt?

Meessen: (lacht) Es hat ganz sicher nichts damit zu tun, dass eine Frau die Songtexte schreibt. Die Frau, die die Lesoir-Lyrics schreibt, ist eigentlich ziemlich skeptisch, was das Fortbestehen der Menschheit anbelangt. Von daher könnte man erwarten, dass meine Texte ziemlich heftig und pessimistisch sind. Vor längerer Zeit waren sie das auch. Aber dann kam die Erkenntnis, dass das bedeutungslos ist. Und vor allem nicht zu einer besseren Welt beiträgt. Indem du positiv bist, andere dazu inspirierst, positiv zu sein, und die Kräfte mit anderen bündelst, kannst du einen Unterschied machen. Mit Worten, die zu noch mehr Wut und Zerstörung anstacheln, lösen wir nicht ein einziges Problem. Auch möchte ich heute nicht mehr negativ sein, das liegt nicht mehr in meiner Natur. Ich habe Freude am Leben und gebe gern, auch wenn es nur Kleinigkeiten sein mögen. Aber ich bin mir der Gefahren bewusst und vermittle diese in meinen Liedtexten.

Das komplette Interview ist Teil unseres Online Abos, siehe: https://www.eclipsed.de/de/abo

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