FOREIGNER - Double Vision

15. April 2019

Foreigner

FOREIGNER - Double Vision

Mick Jones tut sich nach wie vor schwer damit, neues Material mit Foreigner aufzunehmen. Er trauert den Gold- und Platinjahren nach, als er nach dem Release eines Foreigner-Albums immer erheblich reicher war. Lou Gramm ist da realistischer und würde mit Jones einfach aus Spaß etwas aufnehmen – ob unter dem Namen Foreigner oder nicht. Doch stattdessen gibt es Auftritte mit der Originalbesetzung, eine Liveaufnahme aus dem Jahr 1978 und eine Europatour mit Orchester und dem aktuellen Line-up ohne Gramm & Co.

„Ja, da ist Mick sehr eigen“, versucht Kelly Hansen, seit 14 Jahren Nachfolger von Lou Gramm bei Foreigner, diplomatisch zu erklären, weshalb es mit „Can’t Slow Down“ nur einen einzigen Longplayer mit neuen Songs – veröffentlicht vor zehn Jahren – von der aktuellen Besetzung gibt. „Aber ich kann ihn gut verstehen, er ist es gewohnt, einen Song zu schreiben, diesen aufzunehmen und dann millionenfach zu verkaufen. Doch das heutige Musikbusiness gibt solche Verkaufszahlen – zumindest für Rockbands wie uns – nicht mehr her. Ich würde wenigstens den einen oder anderen neuen Song als Stream oder Download veröffentlichen, wenn Mick schon kein komplettes Album aufnehmen will. Allerdings haben wir auch ohne viel neues Material so viele Songs und Hits in der Setlist, dass wir immer wieder potenzielle Livekracher weglassen können, da wir sonst drei Stunden spielen müssten.“

Im Rainbow 1978

„Nach dem Konzert im Londoner Rainbow hatte ich das Gefühl: Verdammt noch mal, ich habe alles richtig gemacht“, erinnert sich Jones. In der Besetzung der ersten beiden Alben mit Jones, Gramm, dem englischen Multiinstrumentalisten Ian McDonald (ex-King Crimson), dem Londoner Schlagzeuger Dennis Elliott (Ex-If, Ian Hunter, Ashton & Lord) und den US-Musikern Ed Gagliardi (Bass) und Al Greenwood (Keyboards) kam es einige Wochen vor der Veröffentlichung des zweiten Albums „Double Vision“ zum Homecoming-Konzert der englischen Bandfraktion. „Das Konzert hat Mick, Ian und Dennis schon extrem viel bedeutet“, so der US-Amerikaner Gramm über die Show im April ’78, „schließlich war es das erste Mal, dass sie nach der Bandgründung von Foreigner in New York City spürten, dass sie auch in der Heimat eine große Nummer geworden waren. Und für mich als New Yorker war es ein Erlebnis, in der Heimat großer Vorbilder wie Paul Rodgers und Robert Plant ernst genommen zu werden.“

Die restaurierte Liveaufnahme ist nun 41 Jahre nach dem Ereignis als Blu-ray bzw. DVD/CD veröffentlicht worden. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass das Londoner Publikum uns wirklich zu einem Wahnsinnsgig angetrieben hat. Ich weiß nicht, ob wir als Band vorher oder nachher je besser gewesen sind“, setzt Jones noch einen Superlativ drauf. Und auch wenn einige Songs und Hits der danach erschienen Alben „Head Games“ (1979) und „4“ (1981) fehlen, macht die technisch hervorragend aufbereitete CD das Ganze zu so etwas wie dem „klassischen“ Livealbum der Gruppe. „Das mit dem Doppel-Livealbum, wie es all die anderen Toprockbands veröffentlicht haben, bekamen wir damals nicht hin. Es gibt natürlich einige Liveaufnahmen von uns aus dieser oder einer etwas späteren Phase, aber nichts wie ‚Free Live‘, ‚The Song Remains The Same‘, ‚Made In Japan‘, ‚Live And Dangerous‘ oder gar ‚Captured‘ von unseren AOR-Rivalen Journey“, stößt Louis Andrew Grammatico, wie der Sänger mit vollem Namen heißt, ins selbe Horn. „So betrachtet ist ‚Live At The Rainbow ’78‘ so eine Art späte Entschuldigung gegenüber unseren Fans.“

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