GERALD - Im Fahrstuhl zur Loreley

4. Juni 2024

Gerald Prog

GERALD - Im Fahrstuhl zur Loreley

Das Arbeitsethos stimmt bei den französischen Experiemental-Proggern. Nach ihrem Debüt „The Lost Tapes“ folgt nun mit „Music For Broken Elevators“ eine EP mit Stücken, die zum Teil während ihrer zweijährigen Tour entstanden und die Wartezeit auf das bereits in Arbeit befindliche zweite Album verkürzen sollen. Drummer und Bandgründer Teddie Burton erzählt vom Entstehungsprozess, warum sich die neuen Stücke überwiegend sehr von denen des Vorgängeralbums unterscheiden und warum die Band sich entschieden hat, einen unbekannteren Joy-Division-Song zu covern. 

eclipsed: Als wir uns das letzte Mal unterhielten, hast du gesagt, dass auf dem nächsten Album mehr Vocals und mehr Lyrics zu hören sein werden und es vorab eine EP geben wird. Das scheint ja alles so einzutreffen.

Teddie Burton: Stimmt, hab ich im Oktober alles so gesagt. Wir haben die letzten zwei Jahre getourt. Während der Tour und zwischen Terminen haben wir an neuen Songs gearbeitet. Wir wollten schnell etwas herausbringen. Im Dezember 2023 haben wir das Album bei mir zu Hause in wenigen Tagen aufgenommen. Insgesamt hat das Ganze rund vier Monate gedauert. So schnell waren wir noch nie. Das erklärt auch ein bisschen, warum es so kurz ist. Ich bin auch immer noch nicht sicher, was es ist. Eine EP? Ein Album? Irgendetwas dazwischen? Ein Minialbum? Aber ich weiß nicht, ob das ein offizieller Begriff ist. Unsere Herangehensweise war diesmal etwas anders, was das Komponieren betrifft. Es gibt nicht so viele Soundcollagen. Das reservieren wir für das nächste Album. Dieses hier ist im Vergleich zum Vorgänger „The Lost Tapes“ mehr auf den Punkt gebracht. Es zeigt einen anderen Aspekt des Projekts. 

eclipsed: War es für dich neu, die Leadvocals zu übernehmen?

Burton: Ja, habe ich zuvor noch nicht gemacht. Das Aufnehmen war neu für mich, ebenso wie, dafür vorher täglich zu üben. Wir singen alle, es gibt viele Harmoniegesänge. Ich habe die gleiche Vocal Range wie unser alter Gitarrist Marvin, wir singen häufig unisono. Auf dem letzten Album hatte ich eher Spoken-Word-Parts. Es war jetzt ein neues Erlebnis für mich, auszuprobieren, welche Geräusche aus meinem Munde kommen. Ich glaube, es ist keine Katastrophe geworden. 

eclipsed: Hattest du Gesangsunterricht, oder hast du dir alles selbst beigebracht?

Burton: Überwiegend selber beigebracht, teils, indem ich mir Sachen angehört habe, die ich besonders mag, vor allem Dead Can Dance und Scott Walker, ein alter amerikanischer Crooner. Alle anderen aus meiner Band haben eine klassische Gesangsausbildung, sie hatten keine Probleme damit, mich darauf hinzuweisen, wenn ich nicht die richtigen Töne traf.

eclipsed: Warum habt ihr gerade Joy Division, genauer ihren Song „Atmosphere“, gecovert?

Burton: Joy Division, weil ich sehr sicher bin, dass das Letzte, was die Leute von einer experimentellen Progressive-Rock-Band zu hören erwarten, ein Coversong wäre, und vor allem nicht von der Postpunk-Band der 80er Jahre. Ich mag Joy Division. Ich mag das Dunkle, über das Ian Curtis singt, ich glaube, manchmal sind wir nicht so weit auseinander in der Art, wie wir Dinge ausdrücken. Die Idee, die Leute zu überraschen, ist wohl der Hauptgrund. Der zweite Grund: Dieser Song ist nicht so häufig gecovert worden und sehr besonders. Unsere Version ist etwas leichter … Wir fanden: Nach einer Stunde lärmender, lauter, unheimlicher Musik das perfekte Ende.

Das komplette Interview ist Teil unseres Online-Abos, mehr Informationen unter: https://www.eclipsed.de/de/abo