Die meisten seiner Weggefährten sind in Rente oder im Rock-Walhall. Nur Graham Nash macht einfach immer weiter: als ewiger Protestsänger, der für eine bessere Welt ohne Kriege, Umweltzerstörung und Demagogen kämpft. Im September geht der Woodstock-Veteran noch einmal auf Deutschland-Tour – sechs Termine mit geballten Klassikern und genauso viel Idealismus.
Im eclipsed-Gespräch von 2023 verkündete Nash noch, er werde stolze 100 – weil seine Musik ein Jungbrunnen sei. Doch zwei Jahre später wirkt der gebürtige Brite, der mit den Hollies und Crosby, Stills, Nash sowie (manchmal) Young Rockgeschichte geschrieben hat, schon ein wenig gebrechlich: Er hat Probleme mit der Kommunikationstechnik und braucht ein bisschen, um verbal in Schwung zu kommen. Es sei ihm verziehen …
eclipsed: Graham, du bist seit 2022 auf regelrechter Endlos-Tour. Wie kommt’s?
Graham Nash: Ich will meine Musik mit so vielen Menschen teilen wie möglich. Und in Deutschland war ich immer sehr erfolgreich. Keine Ahnung, was die Leute an mir mögen, aber ich bin dankbar, dass es so ist – und dass sie mitsingen und klatschen. Sie starren mich nicht an, sie sind Teil der Show – das liebe ich. Abgesehen davon habt ihr wunderbare Konzerthallen, in denen ich wahnsinnig gerne spiele.
eclipsed: Dein letztes Bühnenprogramm hieß „Evenings of songs and stories“. Welchen Ansatz verfolgst du diesmal?
Nash: Es werden wieder Abende voller Songs – und den Geschichten dahinter. Einfach, weil das für alle, die nicht selbst Musik machen, ein mystischer Prozess ist. Eben, wie Stücke aus dem Nichts entstehen. Das ist meine Kunst, und die Leute wollen erfahren, was mir durch den Kopf ging, als sie entstanden sind. Allein deshalb halte ich das Storyteller-Format für wichtig. Und ich denke: Wem meine letzten Shows gefallen haben, der wird die neuen noch mehr mögen.
eclipsed: Wie weit gehst du beim Repertoire zurück?
Nash: Das kristallisiert sich erst bei den Proben heraus. Und ein gutes Set zusammenzustellen, ist ein ziemlicher Tanz. Nur: Bislang ist mir das immer gelungen. Schließlich habe ich einen Pool von 200 Songs, aus dem ich mich bedienen kann.