Das New Yorker Ensemble IZZ um die Brüder Tom und John Galgano gehört seit zwei Jahrzehnten zu den spannendsten Prog-Lieferanten aus Übersee. Seit dieser Zeit weiß es, elegant die Brücke nach Europa zu schlagen. Vier Jahre nach ihrem letzten regulären Studioalbum „Everlasting Instant“ liegt nun ein neues Werk vor, das mehr als nur aufhorchen lässt. Nicht zuletzt wegen seines Bezugs auf Douglas Adams.
Mit ihrer neunten Studioeinspielung liefern IZZ ihr Meisterstück ab: „Don’t Panic“ birst geradezu vor cleveren Ideen, kunstvollen Arrangements und Spielfreude. Zudem erweist sich die Gruppe hier proggiger als jemals zuvor. Wie der Titel vermuten lässt, nimmt „Don’t Panic“ in der Tat Bezug auf Douglas Adams’ kultige Hörspiel- und Romanserie „Per Anhalter durch die Galaxis“, aber anders, als man zunächst vermuten könnte. Wir sprachen darüber mit John Galgano und Paul Bremner.
eclipsed: Mit euren letzten Alben hattet ihr ja schwere existenzialistische Themen am Start. Douglas Adams’ Romane sind ja eher skurril und witzig. Brauchtet ihr einen emotionalen Ausgleich?
John Galgano: Als wir mit den Arbeiten zum neuen Album starteten, hatte ich gerade Adams’ Buch gelesen, und entsprechend quirlten all die lustigen Ideen aus ihm in meinem Kopf herum. Es kamen hier aber zwei Dinge zusammen: besagte Lektüre und die Wiederentdeckung meiner Bewunderung für den amerikanischen Baseballspieler Jackie Robinson [1919-1972], dem ersten schwarzen Amerikaner in der Major League, der auch viel für die Entwicklung der Menschenrechte getan hat. Da traf es mich wie ein Schlag: In Adams’ Buch ist die Zahl 42 die Antwort auf das Leben, das Universum, auf überhaupt alles. Die 42 war auch Robinsons Rückennummer. Die Verbindung war klar: Der Mann, oder besser gesagt: sein Heldentum und seine Selbstlosigkeit sind die Antwort auf alles, sofern wir uns trauen, in seine Fußstapfen zu treten! Das ist das Thema des Longtracks „42“.
eclipsed: Auf dem Plattencover prangen die Gleichungen IZZ = F (x2 + y2) und DM = MK 2/Z. Was hat es damit auf sich?
Galgano: Wir suchten für unser Instrumental einen Namen. Weil das ein recht aggressiver Track ist, wollte ich eine Verbindung zur Physik, dazu, wie ein einzelner Gegenstand die Richtung anderer Körper beeinflussen kann. So kamen wir auf „Moment Of Inertia“ [dt.: Trägheitsmoment; Anm.]. Je größer die Unwahrscheinlichkeit eines Ereignisses, desto größer die Wirkung. Das Raumschiff in Adams’ Roman wird von einer Unwahrscheinlichkeitsmaschine angetrieben, die es zu unbekannten Zielen bringt. Das Gleiche bei Robinson: Der erste Afroamerikaner in der Major League – das hat die Geschichte der USA zum Besseren gewendet.
eclipsed: Haben die drei anderen Songtitel auch entsprechende doppelte Bedeutungen?
Galgano: „Don’t Panic“ ist ja das Motto für die Raumreisenden in dem Roman. Aber „Don’t Panic“ ist auch sonst ein großartiges Konzept: Auch wenn uns die Welt beängstigend erscheint: Lasst uns alle tief durchatmen und uns gegenseitig mehr Spielraum geben. „Age Of Stars“ ist allgemeiner angelegt: Es wirft einen Blick auf unser Erdenleben im Verhältnis zur Unendlichkeit des Alls. Die Idee dahinter: Wir leben in einer speziellen kosmischen Zeit, wo wir den Anblick der Sterne genießen können. Irgendwann hat sich das All ja so weit ausgedehnt, dass das nicht mehr möglich sein wird.