LUTZ GRAF-ULBRICH hat sich auf „Lüüls Lab“ ganz dem Sound von einst zugewandt

LUTZ GRAF-ULBRICH hat sich auf „Lüüls Lab“ ganz dem Sound von einst zugewandt

Die Danksagung im Rahmen des neuen Soloalbums „Lüüls Lab“ sagt bereits alles über den musikalischen Inhalt der acht Lieder aus: „Dieses Album ist meinem wunderbaren Musikerfreund Manuel Göttsching gewidmet.“ Zur Erinnerung: Der 2022 verstorbene Göttsching war der Krautrock-Gitarrist schlechthin. Die frühen Platten der vom Berliner gegründeten Formation Ash Ra Tempel zeichneten sich nicht nur durch ihre mythisch-meditative Atmosphäre aus, sondern auch durch das virtuose, perlende Gitarrenspiel Göttschings. Ebendies hat Lutz Graf-Ulbrich, der Musikwelt als Lüül ein Begriff, kongenial adaptiert und auf sein aktuelles Werk übertragen (das Stück „Oasis“ ist übrigens eine Göttsching-Komposition). Man merkt im Übrigen auch, dass Graf-Ulbrich zudem stark inspiriert wurde durch die Mitwirkung am letzten Agitation-Free-Album von 2023, „Momentum“ betitelt. Darauf zu genießen ist Kraut-Electro, den der Ausnahme-Gitarrero immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt.

eclipsed: Wie haben sich Manuel Göttsching und du kennengelernt?

Lutz Graf-Ulbrich: Wenn man wie wir beide im Berliner Stadtteil Charlottenburg groß geworden ist und Musik gemacht hat, war es nahezu unvermeidlich, sich irgendwann über den Weg zu laufen. Witzigerweise hatten wir Mitte der 60er dieselbe klassische Gitarrenlehrerin. Da war allerdings nichts außer „Hallo“ und „Tschüss“. Einige Jahre später hingen wir im selben Jugendzentrum ab und sahen uns Konzerte diverser lokaler Bands an. Wir waren Mitglieder verschiedener Gruppen. Doch wir verstanden uns auf Anhieb gut, also stieg ich bei Ash Ra Tempel ein. Da war ich nicht allzu lange dabei, denn bald ging es bei mir mit Agitation Free los. Trotzdem blieben wir Kumpels. Ich weiß noch, als wir eines Tages mit unseren Motorrädern nach Frankreich bretterten. Bei einer Rast sagte ich: „Im früheren Leben war ich Old Shatterhand.“ Manuel entgegnete: „Ich war Winnetou.“ Wir meinten das ernst. Von da an war unser Bund besiegelt.

eclipsed: Aber es gab immer wieder Funkstille, richtig?

Graf-Ulbrich: Mitte der 70er etwa, genau. Ich war mit Ash Ra Tempel auf Frankreich-Tour, wo ich mich Hals über Kopf in Nico verknallte. Also war Schicht mit Manuel, stattdessen ging ich mit meiner neuen Flamme „on the road“. Manuel war total sauer. Doch bald schon fanden wir wieder zusammen.

eclipsed: Hattet ihr die Jahre vor seinem Tod nicht eher wenig Kontakt?

Graf-Ulbrich: Das stimmt. Wobei wir uns immer Weihnachts- und Geburtstagskarten schickten, wofür wir uns brav bedankt haben. Nur auf meine Glückwünsche am 9. September 2022 zu seinem Siebzigsten bekam ich keine Reaktion. Da ging es ihm schon sehr schlecht. Knapp drei Monate später war er tot. Unser gemeinsamer Freund, der Schlagzeuger Harald Grosskopf, hat es mir erzählt. Ich war total geflasht. Weil niemand mit Manuels Ableben gerechnet hatte.

Lutz Graf-Ulbrich: Sad And Hopeful (Lüüls Lab) - Official video

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