Leslie Mandoki ist Chef der Soulmates, einer erlesenen Schar berühmter Musiker. Ihr neues Album „A Memory Of Our Future“ vereint u. a. Ian Anderson, Al Di Meola, John Helliwell, Tony Carey und Randy Brecker. Der diesjährige Botschafter der Messe HIGH END hat es gänzlich analog aufnehmen lassen. Thematisch packt der Ungar darauf das heiße Eisen der Spaltung unserer Gesellschaft an. Stoff genug, um Mandoki in seinem Red Rock Studio am Starnberger See für ein Gespräch zu besuchen.
Zuletzt hatte Leslie Mandoki 2021 mit seiner Interpretation von Béla Bártoks „Ungarischen Skizzen“ („Hungarian Pictures“) auf dem Soulmates-Album „Utopia For Realists“ progressive Pfade à la ELP betreten und auf das ökologische Versagen seiner Generation hingewiesen. Nach einer kurzen Making-of-Doku im hauseigenen Kino in Tutzing präsentiert er das neue Werk direkt vom analogen Masterband – eine Ehre, die einem in digitalen Zeiten kaum mehr zuteil wird. Danach entspinnt sich ein Gespräch über politische Botschaften, musikalischen Anspruch und die analoge Produktionsweise.
eclipsed: Die Soulmates sind viele berühmte Musiker, die du seit 1993 um dich versammelst. Kommen die wirklich alle zu dir?
Leslie Mandoki: Wir treffen uns tatsächlich hier im Studio für zwei, drei Wochen, machen Musik und kochen zusammen. Das lieben alle. Schwierig ist nur, einen Termin für all diese Musiker von Weltrang zu finden.
eclipsed: Die politische Botschaft des neuen Albums lautet „Aufstehen gegen die Spaltung in der Gesellschaft“. Manfred Mann sagte mir mal: „Wer mit Musik die Welt verändern will, sollte zum Arzt gehen.“ Du hältst es mit John Lennons „Imagine“, oder?
Mandoki: Absolut. Aus der Liebe, die einem sein Publikum entgegenbringt, und diesem unglaublichen Privileg, allein mit Musik sein Geld zu verdienen, erwächst Verantwortung. Die schlimmen Krisen in der Welt, all die Spaltungen in unserer Gesellschaft, das spüren wir alle. Da hat man die Aufgabe, am Ende dieses dunklen Tunnels mit der hellen Fackel zu stehen. Auf dem Albumcover symbolisiert das der schwarze Schwan. Den muss man wieder weiß machen. Wir sind Reflektoren und Projektionsflächen für viele Menschen, keine bloßen Unterhaltungskünstler. Eigentlich schreibt die Welt die Songs, und Musik ist auch die größte Kraft, um die Menschen wieder zusammenzubringen.
eclipsed: Wie ist der Albumtitel „A Memory Of Our Future“ zu verstehen?
Mandoki: Beim Album davor wollten wir im Song „The Torch“ den Stab an die nächste Generation weitergeben, weil unsere, die in einem Paradies aufgewachsen ist, bei der Gestaltung einer positiven Zukunft versagt hat. Aktuell rückt die Jugend nach rechts. Jetzt sagen wir: „Nein, wir haben es versemmelt und müssen es auch geraderücken.“