Die meisten Bands veröffentlichen Alben, manche mehr davon, andere weniger. Die norwegischen Dauerbrenner Motorpsycho arbeiten seit fast vier Jahrzehnten an einem kollektiven Gesamtwerk, zu denen die einzelnen Alben nur Bausteine beisteuern. Doch was, wenn all das noch einmal auf den Prüfstand muss? Ihr neuestes Opus heißt nicht umsonst „Motorpsycho“.
Wie viele Platten Motorpsycho seit 1989 insgesamt auf den Markt gebracht haben, wissen Bassist Bent Sæther und Gitarrist Hans Magnus Ryan wahrscheinlich nicht einmal selbst. Es sind etliche. In ihrer langen Laufbahn haben sie mit Hingabe die verschiedensten Stilrichtungen von Metal bis Psychedelic, von Prog bis Jazzrock, von Country Music bis Punk, von Alternative bis Free Jazz eingeschlagen. Am Ende blieben sie immer Motorpsycho. Die Drummer und andere Wegbegleiter haben im Lauf der Zeit gewechselt. Seit ihnen der letzte Schlagzeuger Tomas Järmyr abhandengekommen ist, beschlossen die beiden überlebenden Motorpsychoten, fortan zu zweit weiterzumachen. Und wenn schon über Start gehen, dann mit eigenem Label und einem Albumtitel, der die Uhr noch einmal unmissverständlich auf Null stellt: „Motorpsycho“.
Der Unterschied ist auffällig. Auf bewährte Exkurse und Umleitungen wird verzichtet, Motorpsycho kommen sofort zur Sache. Zwar gibt es auch auf dem neuen Album lange Tracks, gleich der Opener ist ein Zehnminüter, und doch klingt alles, als wäre es kurz und handlich. Hans Magnus Ryan alias Snah ist nicht in der besten physischen Verfassung, als er sich auf ein Gespräch über das neue Album einlässt. Beim Skifahren hat er sich ein Bein gebrochen. Mit einem infernalen Lachen reckt er seine Krücke über seinen verwuschelten Schopf, als wollte er es der Heimtücke des Lebens heimzahlen. „Dabei gibt es nicht einmal richtig Schnee dieses Jahr.“ Ja, bitter, selbst in Norwegen macht sich der Klimawandel bemerkbar. Früher war eben alles besser. „Wir bleiben uns treu, besinnen uns auf unsere Grundsätze und versuchen dennoch, zu etwas Neuem aufzubrechen. Wir mögen es, in diese hypnotische Stimmung zu kommen. Dieses repetitive Trance-Ding funktioniert zwar besser in einer Live-Situation, aber diesmal konnten wir das auch auf dem Album ganz gut umsetzen.“