NEIL YOUNG - Goldene Ernte

2. Januar 2023

Neil Young

NEIL YOUNG - Goldene Ernte

Vor 50 Jahren erschien mit „Harvest“ Neil Youngs wohl bekanntestes Album, das auch seinen größten Hit „Heart Of Gold“ enthält. Obwohl es als Klassiker der Rockgeschichte gilt, betrachten manche Fans des Kanadiers das Werk bis heute mit gemischten Gefühlen. Im Folgenden zeichnen wir seine Entstehungsgeschichte nach.

Eigentlich hatte Neil Young nach seinem Meilenstein „After The Gold Rush“ 1970 zunächst ganz andere Pläne gehabt: Nachdem Crazy Horse ein eigenes Album aufnehmen wollten und CSNY sich einstweilen aufgelöst hatten, war er zu einer lange geplanten  Solotournee aufgebrochen, auf der er auch viele neue Songs spielte. Sein Ziel war, ein Livealbum zu veröffentlichen, das ausschließlich neue Stücke enthielt (was er im Oktober 1973 mit „Time Fades Away“ schließlich auch tun sollte). Hört man sich das 2007 im Rahmen der Archives-Reihe veröffentlichte Album „Live At Massey Hall 1971“ an, hat man eine Vorstellung davon, was Young vorschwebte: Neben ein paar bekannten sind darauf vor allem neue Songs zu hören, darunter vier, die später (allerdings bis auf einen in Studioversionen) auf „Harvest“ landeten.

»Ready for the country!«

Doch der gewohnt wankelmütige Musiker schmiss die Idee mit dem Konzertmitschnitt einstweilen wieder über den Haufen, hielt aber insofern am geplanten Konzept fest, als er nun ein ruhiges, akustisches Album im Studio einspielen wollte, das den Geist seiner Liveauftritte atmete. Zu diesem Zweck ging er nach Nashville und stellte eine neue Begleitband zusammen, der er den Namen The Stray Gators gab. Sie bestand aus seinem Produzenten und Arrangeur Jack Nitzsche, der unter anderem Slide-Gitarre und Piano spielte, dem Pedal-Steel-Spezialisten Ben Keith, Tim Drummond an der Bassgitarre sowie dem Dylan-Schlagzeuger Kenny Buttrey. In der Country-Metropole nahm er dann allerdings nur vier Songs für das neue Album auf, die aber letztlich das Image von „Harvest“ als Youngs erste und paradigmatische „Folkplatte“ prägen sollten: den Opener „Out On The Weekend“, den melancholischen Titeltrack, das nachdenkliche „Old Man“ sowie den Song, der Young zum Star machen, die Fans allerdings spalten würde: „Heart Of Gold“. Über letzteren sagte Young nur ein Jahr später: „Wir haben den Track als Single geplant. Wir sind ins Studio, um ein Album aufzunehmen, und waren an dem Abend wohl einfach nur gut drauf, und das kam dabei raus. Das ist jetzt vorbei. Ich spiele den Song nicht mehr live.“ 

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