NIEDECKENS BAP - Zwesche Corona un Kölsche Dom

11. September 2020

BAP Wolfgang Niedecken

NIEDECKENS BAP - Zwesche Corona un Kölsche Dom

Auch die Kölner Dialektrock-Institution BAP musste eine coronabedingte Auszeit nehmen. Nun aber kommt am 18. September endlich das neue Album „ALLES FLIESST“ in die Läden. Ein so erdiges wie atmosphärisch-dichtes Werk, das Erinnerungen an die großen frühen Werke der Band wachruft. BAP-Denker und -Lenker Wolfgang Niedecken selbst zieht Vergleiche zu „Zwesche Salzjebäck un Bier“. Auf dem Cover schweift sein Blick vom Kölner Dom aus über den Rhein und den Fluss der Welt. Was ist dran am neuen BAP-Weitblick?

Im Café Butter im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg hatte Wolfgang Niedecken einst, als es noch Café Eckstein hieß, seine Live-Sternstunde mit Bruce Springsteen: Hier drehten sie 1995 gemeinsam das Video zum wiederveröffentlichten Song „Hungry Heart“. Nun dient das gemütliche Café als Treffpunkt zum entspannten eclipsed-Interview. Im Gespräch gibt sich Niedecken gewohnt nahbar und gelassen, doch die Lage der Welt macht ihm wie immer Sorgen, die auf „Alles fließt“ einmal mehr in eindrucksvolle Songgemälde umgesetzt wurden. 

eclipsed: Der „Boss“ lässt dich nun also noch so viele Jahre später Pressetermine in Berlin statt Köln machen, Wolfgang?

Wolfgang Niedecken: (lacht) Nein, aber meine große Tochter wohnt hier um die Ecke und kommt öfter mal zum Frühstücken her. Meine Frau Tina und ich helfen der Isis gerade beim Umzug hier in Berlin. Hab’ das hier erst gar nicht als das alte Café Eckstein erkannt. Damals beim Videodreh stand das Publikum da draußen im Freien. 

eclipsed: Wir haben uns ja im April über die Corona-Krise unterhalten: Wie siehst du aktuell die Lage?

Niedecken: Momentan habe ich Angst vor ’ner zweiten Welle, weil die Leute das anscheinend nicht mehr richtig ernst nehmen … Also, ich halte da die Luft an. Planungssicherheit geht anders. Die eigentlich vorgesehene Albumpräsentation können wir uns abschminken, aber wir halten noch den Termin zu meinem 70. Geburtstag nächstes Jahr am 30. März in der Kölnarena als Option offen. Nur: Unter Autokino- und Plexiglas-Voraussetzungen treten wir nicht live auf. 

eclipsed: Kommen wir zum neuen Album. Wie war der Entstehungsprozess von „Alles fließt“?

Niedecken: Die Arbeit am Album ging bereits am Ende der „Lebenslänglich“-Tour los. Da hat mir der Ulle [Ulrich Rode, BAP-Gitarrist seit 2014, Anm.] ein Tape mit elf neuen Songs gegeben, doch war ich erst noch mit meinem „Familienalbum“ „Reinrassije Strooßekööter“ beschäftigt. Ich war nach der Strooßekööter-Tour mit Tina in Sri Lanka auf einer Ayurveda-Kur, und dort fiel mir dann der erste Text zu „Ruhe vor’m Sturm“ ein, der auf der Zeile „En der Ruhe vür’m Sturm, wat ess dat?“ von „Kristallnaach“ aufbaut. Von da an ging alles ganz einfach von der Hand. Alles, von der Präsidentschaft Trumps in den USA bis zu den Ängsten und der Wut darüber, was da seitens der Populisten abläuft, platzte aus mir raus. Nach der Wahl Trumps war mir angst und bange vor den Problemen, die dadurch auf uns zukommen würden. Dreieinhalb Jahre Trump sind rum, und jetzt haben wir Riesenprobleme ... Ich hatte große Lust zu schreiben, und die Inspiration war da. Neben dem Ulle haben auch unsere Multiinstrumentalistin Anne de Wolff und Keyboarder Michael Nass Musik beigesteuert. 

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