Eine längere Pause gab es noch nie: Rund dreieinhalb Jahre ist es her, dass mit „Versions Of The Truth“ das letzte Studioalbum mit neuem Material von The Pineapple Thief erschien – ein ernüchterndes Werk über den erschütternden Zustand unserer Welt. Auch auf dem vierten Album seines Projekts mit Drummer Gavin Harrison als regulärem Mitglied hat Gründer Bruce Soord nichts Gutes zu berichten. Trotzdem gibt es für ihn noch ein Fünkchen Hoffnung.
Wir sprechen mit Bruce Soord am späteren Abend via Zoom. Tagsüber ist er gerade mit den Proben für die anstehende Tournee beschäftigt. Sie scheinen gut zu laufen, denn der Musiker ist guter Dinge.
eclipsed: Bruce, du hast erzählt, dass du noch nie so lange an einem The-Pineapple-Thief-Album gearbeitet hast wie an diesem.
Bruce Soord: Wir haben das Album noch mitten in der Pandemie begonnen, sodass wir nur sporadisch daran arbeiten konnten. Dann kam die Reunion von Porcupine Tree, die Gavin Harrison natürlich in Beschlag genommen hat. Dazu kamen noch weitere Faktoren: Konzerte, das Album, auf dem wir mit Gavin ältere Stücke neu eingespielt haben [„Give It Back“, 2022], Privates. Na ja, und dann waren es eben drei Jahre.
eclipsed: Dein drittes Soloalbum „Luminescence“ ist erst letzten September erschienen. Hast du es während Gavins Zeit bei Porcupine Tree aufgenommen?
Soord: Ja, ich hatte das Bedürfnis, neue Songs aufzunehmen. Auch hier habe ich mir keinen Druck gemacht und einfach gearbeitet, wenn ich Zeit hatte. Aber als ich dann fertig war, kam ich in einen Gewissenskonflikt, denn plötzlich waren wir auch mit dem Pineapple-Thief-Album auf der Zielgeraden. Ich habe dann zu unserem Label Kscope gesagt: „Leute, entweder ihr bringt das Soloalbum jetzt sofort raus oder erst in 18 Monaten, denn Anfang 2024 will ich definitiv das TPT-Album auf den Weg bringen!“
eclipsed: Wie unterschied sich denn die Herangehensweise? Es sind ja in beiden Fällen deine Songs, und persönlich sind deine Texte bei TPT ja auch, vor allem auf dem neuen Werk.
Soord: Wenn ich mit der Band arbeite, komme ich mit einem Riff oder einer Idee an und lasse die anderen Musiker damit arbeiten. Seit er dabei ist, ist es dann vor allem Gavin, der seinen Input einbringt und die Songs weiterschreibt, aber auch die anderen beiden tragen einen großen Teil dazu bei. Und so entstehen dann die Songs zwar auf der Basis meiner Ideen, aber es ist ein Gemeinschaftsprodukt. Als Solist hingegen weiß ich von Anfang an, dass ich auf mich selbst gestellt bin, vom Anfang bis zum Ende. So bin ich gezwungen, die Songs auszukomponieren.