RUSH - „SIGNALS“ wird 40

16. Mai 2023

Rush

RUSH - „SIGNALS“ wird 40

Es kann sinnbildlich verstanden werden, dass Rush auf ihrer R40-Tournee, bei der sie sich chronologisch durch ihre Diskografie arbeiteten, die Pause zwischen die Beiträge von „Moving Pictures“ und „Signals“ legten. Schließlich stellt das 1982 erschienene Album eine der deutlichsten Zäsuren in ihrer Karriere dar. Kein völliger Neubeginn, wie ihn andere Bands in dieser Zeit wagten. Aber der Beginn eines neuen Kapitels, das mehrere Alben lang andauern sollte. 

Eigentlich hätte alles ganz einfach ablaufen können: Nach dem überwältigenden Erfolg des im Februar 1981 erschienenen „Moving Pictures“ hätte es nahegelegen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Dasselbe Tonstudio (Le Studio in Morin Heights, Quebec) und derselbe Produzent (Terry Brown, seit den Anfangstagen ein treuer Gefährte der Band) waren zumindest gesetzt. Zudem konnte rasch mit dem Songwriting begonnen werden. Grund dafür war das Livealbum „Exit ... Stage Left“. Zwar ist allgemein bekannt, dass darauf einiges nachbearbeitet wurde, generell jedoch hatte die Band während des Mischens recht wenig zu tun, wie Drummer Neil Peart in seinem Buch „Far And Wide - Bring That Horizon To Me!“ berichtet. Und er fährt fort: „Also begannen wir, mit unseren Instrumenten herumzuspielen. Und wir schrieben ‚Subdivisions‘. Ich erinnere mich noch, als die Jungs zu mir kamen - ich stand gerade in der Auffahrt zum Gästehaus und polierte meinen Ferrari 308 GTS -, um mir das Demo auf einer Kassette vorzuspielen.“ „Subdivisions“ sollte der Opener von „Signals“ werden. Und mit ihm wurde klar, dass hier kein „Moving Pictures, Part 2“ heranreifte. Oder wie es Geddy Lee auf den Punkt bringt: „Dass wir erfolgreich wurden, bedeutete nicht, dass wir stehenblieben.“  

Der Drang zur Weiterentwicklung

Auf der Tour im Herbst und Winter des Jahres 1981 integrierten Rush nicht nur „Subdivisions“ als neuen Song in ihre Setlist, sie spielten auch während der Soundchecks mit weiteren Ideen. Diese Jams, von Peart als „Forschungs- und Entwicklungsabteilung“ der Band bezeichnet, ließen sie seit der „Moving Pictures“-Tour aufnehmen und werteten sie anschließend dann aus. So entstand beispielsweise „Chemistry“: ein weiterer Song für „Signals“ und ein zusätzlicher Hinweis darauf, dass der Umbruch natürlich Folgen zeitigte. Bei genauerem Hinsehen nimmt der letzte Song auf dem Vorgänger, „Vital Signs“, diesbezüglich eine Brückenstellung ein. Ist er doch der erste gewesen, auf dem Neil Peart eine elektronische Snare verwendet, zudem spielt er mit Reggae-Elementen. Kein Wunder, dass die Namen The Police und Ultravox als neue Einflüsse in Interviews zu beiden Alben auftauchten. Ebenso natürlich war der Drang zur Veränderung, der Rush bereits in der Vergangenheit auszeichnete. Zu Hilfe kam dem Trio diesmal ein Faktor, der wesentlich zum Charakter von „Signals“ beitragen sollte: die Technologie respektive der Einsatz von Synthesizern.

Der Weg in die Synthie-Welt der 80er

„Es gibt plötzlich eine Orchestrierung, es gibt all diese harmonischen Möglichkeiten, die wir vorher nicht hatten. Als Songschreiber fand ich das superspannend! Das Ergebnis war so viel mehr Musik in unserer Musik. Aber es hatte seinen Preis, und wir stritten uns darüber, wie wir alles, was wir wollten, gleichzeitig verwirklichen konnten. Das war hart.“ Diese Worte Lees fassen die große Chance, die gleichzeitig ein Risiko darstellte, gut zusammen. Während sich die einstigen Vorbilder Yes in dieser Zeit  durch einschneidende personelle Veränderungen komplett neu aufstellten, wagten Rush den Balanceakt. Die Songs auf „Signals“ waren konziser, elektronischer, nahbarer. Man bewege sich „stark in Richtung Gefühl“, so Lee (was übrigens auch die Texte betraf, die sich stark mit Themen des Menschseins auseinandersetzten) - und die Tasteninstrumente halfen ihnen dabei. „Wir witzelten, dass wir das kleinste Symphonieorchester der Welt sein wollten“, so Lee. Weiterreichende Ambitionen hatte der Bassist/Keyboarder hingegen nicht: „Neben einem richtigen Keyboarder bin ich ein Witz. [...] Ich habe sicherlich keine Illusionen, dass ich einmal ein Keith Emerson oder so werden könnte.“

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