STERNENMÄDCHEN - Ko(s)mischer Witz?

STERNENMÄDCHEN - Ko(s)mischer Witz?

50 Jahre nach den ursprünglichen Sessions erscheint das sechste Album der unfreiwilligen Kosmischen Kuriere, das zweite unter dem Projektnamen Gilles Zeitschiff. Grund genug, mit einem der Protagonisten, Harald Grosskopf, seinerzeit Schlagzeuger bei Wallenstein und später umtriebiger Elektronik-Pionier, über eines der umstrittensten, aber auch originellsten Projekte deutscher Rockgeschichte zu sprechen.

1973 lud Rolf-Ulrich Kaiser, Inhaber der Kraut-Labels Ohr und Pilz und eine der umstrittensten Figuren der deutschen Rockgeschichte, zahlreiche bei ihm unter Vertrag stehende Musiker zu mehreren Sessions in Dieter Dierks’ Aufnahmestudios. Sie sollten, möglichst unter dem Einfluss von LSD, jammen. Kaisers Partnerin Gille Lettmann, mittlerweile unter dem Pseudonym Sternenmädchen bekannte Esoterik-Liebhaberin, lenkte das Geschehen mithilfe von Tarotkarten. Unter den Beteiligten waren Mitglieder unter anderem von Ash Ra Tempel, Wallenstein sowie Musiker wie Klaus Schulze.

Was aus den Sessions werden sollte, war den Musikern jedoch nicht klar: In kurzer Folge erschienen 1974 vier LPs unter dem Namen der von Kaiser „gegründeten“ Band Cosmic Jokers, für die Kaiser und Dierks im Nachhinein die Sessions zu spacigen Stücken zusammengebastelt hatten. Viele der Musiker waren wenig begeistert. Noch einen drauf setzte Kaiser dann mit dem fünften Album, das noch im selben Jahr unter dem Projektnamen „Gilles Zeitschiff“ erschien und bei dem das Sternenmädchen „kosmische“ Texte auf die aus den immer noch selben Sessions hervorgegangenen Stücke sprach, die sich zudem aus Material der vorherigen Cosmic-Jokers-Platten zusammensetzten. Nach Urheberrechtsklagen von Klaus Schulze und Manuel Göttsching, viel Ärger und zudem noch Kaisers Insolvenz wurde das Projekt um die von ihm als „Kosmische Kuriere“ (gleichzeitig auch der Name seines neuen Labels) bezeichneten Musiker zu den Akten gelegt; kurz darauf verschwand Kaiser. Fast 50 Jahre später erblickt nun eine zweite Folge von Gilles Zeitschiff das Licht der Welt.

eclipsed: Was hältst du davon, dass jetzt eine zweite Folge vom Zeitschiff erscheint?

Harald Grosskopf: Ich war von der ganzen Zeitschiff-Sache schon damals nicht überzeugt, da fand ich die erste Cosmic-Jokers-Platte besser. Ich will ja jetzt nicht für die anderen sprechen, aber ich zumindest hatte doch recht viel LSD geschluckt bei den Sessions. Als musikalische Zeitgeschichte ist es allerdings ok, und es gibt genug Fans, die das mögen. Gehört habe ich die neue Platte aber noch nicht.

eclipsed: Wie viele Sessions gab es denn insgesamt?

Grosskopf: Viele waren es nicht, drei oder vier, die haben sich aber immer die ganze Nacht hingezogen. Kaiser hatte uns Musiker per Brief eingeladen, wir waren ja alle bei ihm unter Vertrag. Es war immer ein schönes Büffet aufgebaut, das war sozusagen die Belohnung, Geld habe ich dafür ja nie gesehen …

eclipsed: Was gab es für Vorgaben?

Grosskopf: Dieter Dierks und seine Assistenten hatten alle Instrumente schon vorbereitet, man ist einfach runtergegangen und hat losgelegt. Manchmal auch an Instrumenten, mit denen man nichts zu tun hatte. Oben saßen oft andere Musiker, die kamen dann auch runter und haben mitgemacht. Wirklich locker, keine Vorgaben.

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