Auch wenn die kürzlich neu formierten Toto wohl zumindest in absehbarer Zeit kein weiteres Studiowerk herausbringen werden, haben Fans der amerikanischen AOR-Band derzeit Grund zur Freude: Am 26. Februar veröffentlichen sowohl Gitarrist STEVE LUKATHER als auch Sänger JOSEPH WILLIAMS ihre neuen Soloalben. Der Clou daran: Bei den Produktionen unterstützten die Jugendfreunde sich gegenseitig, und auch Keyboarder David Paich war jeweils mit von der Partie, sodass beide Platten zusammen laut Lukather fast ein Toto-Album ergeben.
Mitte Januar 2021: Heute ist ein „Toto-Tag“, denn Steve Lukather und Joseph Williams stehen nacheinander zum eclipsed-Interview bereit. Den Anfang macht Lukather, der über den verlorenen Prozess gegen die Frau des verstorbenen Toto-Drummers Jeff Porcaro lieber nicht reden möchte – was durchaus verständlich ist. Lieber plaudert der 63-Jährige über die Zeit, die er aufgrund der Corona-Pandemie mit seiner Freundin Amber Thayer (Ex-Frau von Kiss-Gitarrist Tommy Thayer) und seiner Familie verbringen kann. Wie Lukather erklärt, trägt der Titel seines neuen Albums „I Found The Sun Again“ dem Umstand Rechnung, dass er nach einem längeren Stimmungstief seinen Optimismus zurückgewonnen habe.
eclipsed: Seit deinem letzten Soloalbum „Transition“ sind mittlerweile acht Jahre vergangen, und in der Zwischenzeit warst du mit Toto und Ringo Starrs All-Starr Band gut beschäftigt. Schön, dass du nun wieder als Solokünstler in Erscheinung trittst.
Steve Lukather: Ja, das stimmt. Im Oktober 2019 spielten wir mit Toto das letzte Konzert in Philadelphia, wobei klar war, dass diese Besetzung am Ende war. Joseph arbeitete damals schon an seinem Soloalbum, ich wollte ebenfalls eines aufnehmen, und wir waren beide beim selben Label. Daher dachten wir, dass wir doch zusammenarbeiten könnten – wobei Toto-Keyboarder David Paich an beiden Platten mitwirkte. Wenn man sie zusammenführt, kommt das einem Toto-Album so nahe, wie es geht. Und sobald es die Situation zulässt, werden wir mit der großartigen neuen Toto-Besetzung auf Tour gehen und dabei auch einige Solostücke spielen. David darf zwar aus medizinischen Gründen nicht die Zeitzone wechseln, aber er kommt zu den Proben und leitet weiterhin mit mir zusammen die Band.
eclipsed: „I Found The Sun Again“, der Titel deines neuen Soloalbums, deutet an, dass du in den letzten Jahren einige nicht so tolle Erfahrungen gemacht hast.
Lukather: Ja, da gab es dunkle Zeiten, aber nun habe ich das Licht wiedergefunden. Auch dank meiner Freundin Amber, einer ganz wunderbaren Frau, die ich noch vor dem Lockdown kennengelernt hatte. Mein Album entstand ebenfalls vor dem Lockdown. Dabei lautete die Regel „Ein Song pro Tag“ – weshalb das Ganze innerhalb von acht Tagen im Kasten war. Alles entstand live, es gab keine Clicktracks und keine Demos. Die Musiker schauten sich nur kurz die Abläufe an, und jeder Song war nach zwei Takes fertig. Im Studio zeigte ich den anderen, wo’s langgeht, und das hört man auch. Bei den Jamparts gibt es Stellen, wo das Ganze beinahe auseinanderbricht, und dann findet die Band wieder zusammen. So was hörst du heutzutage sonst gar nicht mehr auf Platten!
eclipsed: Das ist auch der größte Unterschied zu Josephs Album …
Lukather: Ja, meines ist live und seines ist sehr detailliert produziert. Joseph lebt allein und arbeitet bis in die Nacht in seinem Heimstudio, wo er an seinen Sachen herumfeilt – ich finde, dass sein neues Album mit Abstand sein brillantestes ist. Joseph hat übrigens auch meine Text-Videos produziert, und er ist praktisch Teil unserer Familie. Ich selbst nutze im Übrigen die coronabedingte Auszeit, um Gemüse anzupflanzen, Reparaturen am Haus vorzunehmen und mich selbst kennenzulernen – und ich verbringe viel Zeit mit meinen Kindern.
