Es war sozusagen ein „Just-In-Time-Interview“: Der Tag des Gesprächs mit Oliver Hartmann ist gleichzeitig der Tag, an dem der finale Mix von „Twenty Times Colder“ fertiggestellt wird. Über das brandneue Werk weiß der Sänger, Songwriter, Gitarrist und Produzent ebenso zu erzählen wie über die Veränderungen im Musikgeschäft allgemein.
eclipsed: Den Temperaturen zufolge sind die letzten Jahre nicht kälter geworden. Auf was bezieht sich das „Colder“ im Albumtitel dann?
Oliver Hartmann: (lacht) Ja, das stimmt. Der Titel ist vor dem Hintergrund des Jubiläums einerseits eine Anspielung auf das erste Hartmann-Album „Out In The Cold“ von 2005, andererseits aber auch eine etwas augenzwinkernde Anspielung auf das gesamte Musikgeschäft. Das war nie einfach, aber es hat sich in den letzten Jahren durch die Digitalisierung mit all ihren Folgen natürlich nicht verbessert. Es wird immer schwieriger.
eclipsed: Das Album wirkt, als sei es bewusst als solches angelegt worden. Korrekt?
Hartmann: Ja. Ich komme aus der Generation, als man sich bewusst eine Platte kaufte und diese dann von vorn bis hinten anhörte, mit der Plattenhülle in der Hand die Texte und Bilder studierte, in eine andere Welt abtauchte. Klar, ich bin „55 and still alive“. (lacht) Und seit 35 Jahren Profimusiker, was natürlich und unweigerlich in die Persönlichkeit und damit auch in die Musik mit einfließt.
eclipsed: Es ist ein Jubiläumsalbum. Hat das in irgendeiner Weise eine Rolle bei der Entstehung gespielt?
Hartmann: Nun, auch mit diesem Hintergedanken bin ich diesmal neben dem Schreiben neuer Songs durch die Festplatten mit Ideen und Songs der letzten fünf bis sechs Jahre gegangen. Und tatsächlich sind diesmal Titel dabei, die durchaus schon länger existieren, aber nie so rund waren, dass ich sie auf ein Album packen wollte. „Heart Over Mind“ beispielsweise war bei den letzten beiden Produktionen schon in der engeren Auswahl, wurde mehrfach überarbeitet und hat dieses Mal erfreulicherweise seinen Weg auf das Album gefunden. Insgesamt waren weit über 20 Songs in der Auswahl und für die gefühlt elf besten haben wir uns letztendlich entschieden. Mit dem Ergebnis bin ich übrigens wirklich mehr als glücklich!
