50 Jahre nach „2nd“ hatten wohl nur wenige mit einem weiteren Lebenszeichen jener Band gerechnet, die nach ihrer Auflösung 1974 und einer Reunion 1998 zuletzt 2011 das Livealbum „Shibuya Nights“ veröffentlicht hat. Ende November erschien nun ihr viertes reguläres Studioalbum „Momentum“, eingespielt von vier Musikern, die alle mindestens seit Ende 1973 zu Agitation Free gehören bzw. gehörten: Gitarrist und Gründungsmitglied Lutz „Lüül“ Graf-Ulbrich, der im Oktober 2017 verstorbene zweite Gitarrist Gustl Lütjens, Keyboarder Michael Hoenig und Schlagzeuger Burghard Rausch. Fünfter im Bunde ist seit 2012 Bassist Daniel „Danda“ Cordes. Im eclipsed-Interview sprachen die drei Hauptprotagonisten über die lange Entstehungsgeschichte des Albums.
eclipsed: Wann habt ihr beschlossen, ein neues Agitation-Free-Werk aufzunehmen?
Lüül: Dazu kam es 2014: Wir kriegten von unserem Label MiG die Aufforderung, uns endlich mal an eine neue Platte zu machen. Die haben unseren kompletten Backkatalog und wollten was Neues dazustellen. Da wir an verschiedenen Orten zu Hause sind, hat das alles ziemlich lange gedauert. Wir wollten zunächst mal Zeit haben, um einige Wochen gemeinsam im Studio von Gustl verbringen zu können. Irgendwann hat es zum Glück hingehauen.
Burghard Rausch: Die Grundidee dafür entstand 2007, als wir auf Tournee in Japan waren. Wir klangen sehr fit und motiviert während der Konzerte. Und als sich der Livemitschnitt „Shibuya Nights“ ordentlich verkauft hat, kam die Sache noch weiter ins Rollen.
eclipsed: Wie entstand der Albumtitel?
Rausch: Ich bin jemand, der seit Langem Albumtitel sammelt – also Wörter, die zu unserer Musik passen. Ich denke, „Momentum“ ist so ein Wort. Es wird zurzeit oft in den unterschiedlichsten Bereichen verwendet. Es steht für die Dauer einer Bewegung.
eclipsed: Steht „Momentum“ in der Tradition der klassischen Agitation-Free-Scheiben?
Lüül: Musikalisch ja, doch durch unser fortgeschrittenes Alter sind wir musikalisch zwangsläufig gereift.
Rausch: Der Produktionsprozess lief sehr entspannt ab. Da wir nicht zusammen wohnen, haben wir uns voll auf Clouds und Tools verlassen, über die wir die Musik hin und her geschickt haben. Wir sind absolut up to date.