AYREON - „Was mich zum Schwitzen brachte, war, dass ich mich wie ein Hippie kleiden musste“

16. April 2020

Ayreon Arjen Lucassen

AYREON - „Was mich zum Schwitzen brachte, war, dass ich mich wie ein Hippie kleiden musste“

Arjen Lucassen ist mit seinem Projekt AYREON seit 25 Jahren ein Garant für großangelegte Konzeptalben, die um Science-Fiction-Themen kreisen. Als sein bislang wichtigstes Werk gilt „Into The Electric Castle“ (1998), das er letzten Herbst endlich auf die Bühne brachte. Ein Mitschnitt des grandiosen Konzertevents erscheint nun unter dem Titel „Electric Castle Live And Other Tales“ unter anderem als 2CD+DVD, Blu-ray und opulentes Boxset. 

Interviews mit Arjen Lucassen sind immer ein Vergnügen, denn der Zwei-Meter-Mann ist ein dankbarer Gesprächspartner, der wie ein Wasserfall plaudert und diverse lustige Anekdoten parat hat. Mit eclipsed sprach er über die Liveumsetzung von „Into The Electric Castle“, bei der ihm wie schon im Studio Gaststars wie Anneke van Giersbergen, Fish und Damian Wilson zur Seite standen. 

eclipsed: Das neue Livealbum wurde letztes Jahr in Tilburg aufgenommen. Erstaunlicherweise waren die vier Shows innerhalb von zwei Tagen ausverkauft. Hattest du so eine positive Reaktion erwartet oder warst du eher überrascht? 

Arjen Lucassen: Als wir die drei Shows zu „The Human Equation“ machten, von denen die ersten zwei sofort ausverkauft waren, war ich überrascht. 2017 veranstalteten wir dann die „Ayreon Universe“-Shows, und erneut waren drei ausverkauft. Bei „The Electric Castle“ sagte jemand: „Lass uns vier Shows machen“ – und es hat funktioniert! 

eclipsed: Wie die vier Konzerte zeigen, zu denen Fans aus 64 Ländern anreisten, erfreuen sich Ayreon mittlerweile international großer Beliebtheit. Was ist das Erfolgsrezept von „Into The Electric Castle“?

Lucassen: Zum einen war das Cover sehr wichtig – ein echtes Ölgemälde. Zum anderen mögen viele Menschen Science-Fiction – die Story ist ein großes Abenteuer, und die Texte fügen der Musik eine zusätzliche Dimension hinzu. Außerdem hatte es etwas Ähnliches lange nicht mehr gegeben. Es gab zwar „Operation: Mindcrime“ von Queensrÿche, aber das war keine echte Rockoper. 

eclipsed: Als „Into The Electric Castle“ 1998 herauskam, war es das erste Ayreon-Album mit internationaler Besetzung [zuvor waren Lori Linstruth und Lenny Wolf die einzigen Nicht-Niederländer; Anm.]. Das war sicherlich gut, um mehr mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. 

Lucassen: Oh ja, das war sehr wichtig. Ich hatte das schon beim ersten Album versucht, aber damals kannte mich noch keiner. So nach dem Motto: „Hey, Robert Plant, hast du Interesse?“ (lacht) Beim zweiten Album war ich dann ein bisschen arrogant und sagte: „Ich brauche keine großen Namen!“ Dieses Album ist aber gefloppt. (lacht) Beim dritten Album wusste ich: Dieses Mal muss ich es richtig machen. Das Ganze muss total over the top sein. Ich brauchte große Namen, und Fish war einer der Ersten, die mir in den Sinn kamen. Es dauerte ungefähr ein halbes Jahr, aber dann rief er mich an und sagte (imitiert einen schottischen Akzent): „Hi, Arjen, this is Fish from Scotland!“ Ich dachte: „What the fuck?!“ (lacht) Auch Anneke van Giersbergen konnte ich gewinnen, die damals mit The Gathering groß im Geschäft war. Sie machte nie Gastauftritte, weil ihre Band das nicht wollte, aber ich konnte sie überzeugen – was großartig war, denn inzwischen arbeite ich fast jedes Jahr mit ihr zusammen. 

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