BLACK SABBATH - Verschwiegene Jahre

1. August 2024

Black Sabbath Tony Iommi

BLACK SABBATH - Verschwiegene Jahre

Beim Blick auf die offizielle BLACK SABBATH-Homepage gewinnt man den Eindruck, dass die eigentliche Geschichte der Band sich auf die Zeit mit Ozzy Osbourne beschränkt und ihre Diskografie nur die zwölf Alben mit ihm als Sänger umfasst. Dies kann man nur als Geschichtsklitterung bezeichnen: Jahrzehnte werden unterschlagen, darunter die Dio-Phase, die Alben mit Ian Gillan und Glenn Hughes sowie die Jahre von 1987 bis 97, in denen – mit einer kurzen Unterbrechung 1991/92 – Tony Martin als Frontmann fungierte. Nun wird der Großteil dieser Phase mit der neuen 4-CD-Box „Anno Domini 1989–1995“ wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Nach Black Sabbaths Abschiedskonzert am 4. Februar 2017 wollte „Riff Master“ Tony Iommi, der als einziger zu allen Inkarnationen der Band gehörte, jene Alben, die in den 1980er- und 90er-Jahren mit Tony Martin sowie zum Teil seinem Kumpel Cozy Powell an den Drums produziert wurden, wieder stärker in den Fokus stellen. „Mir liegen diese Alben immer noch sehr am Herzen. Nur unser letztes Album ‚Forbidden‘ von 1995 musste ich mir nochmals vornehmen – so wie ich nun endlich Ian Gillan und mir das Geschenk machen will, die wiederentdeckten Originalbänder von ‚Born Again‘ [1983] neu abzumischen, damit man auch dieses Album genießen kann“, erklärt der Gitarrist sein Bestreben, den in der offiziellen Black-Sabbath-Biografie unter den Teppich gekehrten Bandphasen wieder mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Doch lassen wir nun endlich den damaligen Sänger Tony Martin zu Wort kommen.

eclipsed: Wie froh bist du darüber, dass dein Vornamensvetter Tony endlich vier eurer Alben wiederveröffentlicht hat? Es schien fast so, als wolle man dein Sabbath-Jahrzehnt totschweigen. 

Tony Martin: Ja, das macht das Sabbath-Bild wieder kompletter. Und natürlich bin ich stolz, dass diese Alben nun wieder wahrgenommen werden und nicht nur als Fußnote in der Sabbath-Historie erscheinen.

eclipsed: Fühltest du dich wie Blaze Bayley, der zeitweilig bei Iron Maiden die Fahnenstange hielt, oder Ripper Owens, dessen Judas-Priest-Werke fast aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden sind?

Martin: Das könnte man so sagen – wäre da nicht Tony Iommi, der mir stets signalisiert hat, dass er diese Phase musikalisch mochte, obwohl sie für Sabbath-Verhältnisse reichlich erfolglos war. Vor allem liebte er es, mit seinem Kumpel und meinem Freund Cozy Powell zu spielen, der immerhin an drei dieser neu veröffentlichten Alben – „Headless Cross“ [1989], „Tyr“ [1990] und „Forbidden“ [1995] – mitwirkte. Bei „Cross Purposes“ [1994] waren er und Bassist Neil Murray verhindert, da sie in der Brian May Band spielten. Dafür war kurzzeitig Geezer Butler wieder dabei. Mit zwei Sabbath-Urgesteinen zusammen zu spielen, war schon recht beeindruckend.

eclipsed: In der kurzen Phase 1991/92, als Ronnie Dio wieder in die Band kam und mit ihr „Dehumanizer“ aufnahm, wart ihr, du und Neil, mit Cozy Powell’s Hammer unterwegs und spieltet Songs aus Cozys Karriere inklusive gemeinsamen Sabbath-Materials. 

Martin: Ich habe noch einige Demos, auf denen Cozy spielt. Einiges davon habe ich schon veröffentlicht, anderes folgt vielleicht demnächst.

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