BRUCE SPRINGSTEEN - Nonstop durch die USA

31. Juli 2019

Bruce Springsteen

BRUCE SPRINGSTEEN - Nonstop durch die USA

Nach seiner Personalityshow, die ihn in über 200 Aufführungen am Broadway zeigte, ist Bruce Springsteen nun ins Studio zurückgekehrt. 13 neue Lieder hat er dort aufgenommen. In diesen ist der Uramerikaner Springsteen unterwegs – als Anhalter mit dem Auto, auf wilden Pferden oder als Fahrgast im „Tucson Train“. Der Musiker scheint auf seiner Soloplatte – ähnlich wie Wyatt und Billy in „Easy Rider“ – ein verloren geglaubtes Amerika zu suchen, eines, das es im Augenblick nicht gibt.

Manch einem dürfte bei den ersten Klängen von Bruce Springsteens neuem Album „Western Stars“ der einsame, lakonische Comic-Cowboy Lucky Luke in den Sinn kommen, wie dieser auf seinem getreuen Pferd am Ende eines jeden bestandenen Abenteuers gemächlich in den Sonnenuntergang reitet und dabei stets ein wenig melancholisch wirkt. Der Boss ist wieder on the road, unterwegs durch sein geliebtes, derzeit allerdings wieder mal gesellschaftlich zerrissenes Heimatland. „I’m ridin’ high on the top of the world“, heißt es gleich im ersten Song „Hitch Hikin’“. Oder auch: „I’m hitch hikin’ all day long“. Im folgenden Stück „The Wayfarer“ geht es ebenfalls ums Reisen, das zwanghafte Tun des Getriebenen, Rastlosen: „I’m a wayfarer, baby“, warnt der Herumstreuner die Süße im Heimathafen – sie sollte besser nicht damit rechnen, dass er da ist, wenn sie ihn braucht. Wenn man sich die Platte mit geschlossenen Augen anhört, sieht man die Prärie vor sich, menschenleere Landschaften, endlose Weiten, man hört Kojoten heulen, schaurig-schön. Es ist eine archaische, kaum reproduzierbare Welt, die der Cowboy aus New Jersey hier vor dem geistigen Auge seiner Hörerschaft entstehen lässt.

„Western Stars“ ist das 19. Studioalbum des unermüdlichen Kämpfers für Humanität und Traditionen; es ist bereits jetzt ein Klassiker, ein zeitloses Werk, auf dem sich Energie und Wehmut unverbrüchlich die Hand reichen. Es ist eine Produktion ohne Durchhänger, kein Lied nimmt dem anderen etwas weg, jeder Song steht für sich allein, alle zusammen ergeben ein monolithisches Kunstwerk. Der Großmeister des klassischen US-Singer-Songwritertums hat damit eine wundervoll zeitlose Hommage an das traditionelle Amerika kreiert, dessen Einwohner gerne mal Hummeln in der Hose haben. Die gerne unterwegs sind, quer durch ihr Land, mit vager Sehnsucht nach Erlösung im Herzen, und die immer wieder nach Hause zurückkehren, mit geschärftem Blick, weil Heimat nun mal ein eherner Wert an sich ist, durch nichts zu ersetzen. In der Regel ist das aber eine Heimat, die offen ist für alle Menschen, sofern sie ebenfalls ein offenes Herz in sich tragen.

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