CHRIS PETERS - Stapelweise neue Ideen

CHRIS PETERS - Stapelweise neue Ideen

Mit der rein instrumentalen Psychedelic-Space-LP „Thereʼs Light In The Distance“ seines Projekts Surya Kris Peters meldete sich der ehemalige Vordenker von Samsara Blues Experiment unlängst an der Veröffentlichungs-Front zurück. Doch der umtriebige Vollblutmusiker mit Wahlheimat Brasilien hat noch viel mehr vor.

eclipsed: Chris, woran arbeitest du gerade?

Chris Peters: Momentan habe ich gerade die grafischen Arbeiten an den LP-Releases für „Demos & Rarities“ von Samsara Blues Experiment und Fuzz Sagrados „Early Recordings“ – kommen beide zwischen März und April – abgeschlossen. Sachen wie Layout etc. nehmen immer viel Zeit in Anspruch … Ansonsten stellte ich unter dem Namen Pedro Petro ein eher ungewöhnliches neues Fun-Projekt fertig. So eine Art 70er-Jahre-Filmmusik – Psychedelic-Jazz-Funk-Zeug wie in „The Streets Of San Francisco“ – meets Desert Sessions. Und ich hab noch stapelweise Ideen für andere neue Songs, etwa vier Ordner, d.h. quasi vier Alben, voll.

eclipsed: Du hast im Dezember 2024 mit Fuzz Sagrado eine neue EP online veröffentlicht, u.a. sogar mit Songideen aus der Zeit mit Samsara Blues Experiment. Dann kam im Januar die Surya-LP, und nun folgen zwei weitere LPs mit den frühen Aufnahmen von Samsara Blues Experiment und Fuzz Sagrado. Warum nur eine digitale Veröffentlichung von Fuzz Sagrado?

Peters: Da ich im Moment nicht viel auftrete, macht es eventuell nicht so viel Sinn, zu viele Tonträger rauszuhauen, auch wenn ich das könnte, aber die Nachfrage ist einfach nicht so hoch wie damals zu SBE-Zeiten, als man durch die Konzerte viel besser promoten und verkaufen konnte. Wenn man nur zu Hause sitzt und quasi am laufenden Band Musik veröffentlicht, muss man gucken, was Sinn macht. Ich hab übrigens auch nichts gegen digital, im Gegenteil überlege ich immer, ob jetzt dies oder das unbedingt auf Tonträger gepresst werden muss. Das verstehen manche Leute vielleicht gar nicht, und eventuell widerspricht sich das, da ich nun quasi drei LPs 2025 am Start habe, aber eine vierte muss da wohl nicht sein, oder?

eclipsed: Was hat es mit den Songs aus der Zeit mit Samsara auf sich, warum erschienen diese nicht schon früher? „Cold Remains“ beschreibst du auf bandcamp z.B. als Überbleibsel aus der „End Of Forever“-Phase …

Peters: Ja genau, den Song haben wir sogar ein paar Mal in Australien live gespielt, aber irgendwie war das noch nicht „rund genug“ zu der Zeit, weswegen wir ihn irgendwann liegen gelassen haben. Ich habe da z.B. auch etwas mit dem Text gekämpft, und er brauchte einfach noch Zeit, um zu reifen. Bei Fuzz Sagrado, das ja immer noch eher ein Studioprojekt ist, ist es sehr viel einfacher, die einzelnen Parts mal auszutauschen und zu sehen, was wo besser funktioniert – im Gegensatz zu einer Bandprobe, wo jeder Schritt irgendwie kommuniziert werden muss. Was, zumindest in den letzten Jahren bei Samsara, auch nicht immer einfach war. Ich persönlich z.B. tendiere eher zu „auf den Punkt“ gespielten Songs und weniger ausufernden Jams – für die SBE kurioserweise ja auch bekannt geworden sind. Ich mochte und mag am ehesten eigentlich knackige 70s-Hardrock-Bands und nicht so langatmigen Krautrock.

eclipsed: Wie ist die Gewichtung der einzelnen Projekte, welches ist das Hauptprojekt? Wie läuft das ab beim Songschreiben? Wie entscheidest du, was wohin gehört? Beschreibe bitte mal den kreativen Prozess!

Peters: Vor kurzem hätte ich wohl noch gesagt, Fuzz Sagrado ist das Hauptprojekt, aber tatsächlich wechselt sich alles ab – Fuzz Sagrado soll jedoch auch so eine Art „Überbegriff“ für meine Musik sein. Wenn ich auftrete, schließe ich eigentlich nichts aus, also die Band würde z.B. unter dem Namen Fuzz Sagrado laufen, es könnten aber u.a. auch Surya-Titel vorkommen. Ich bin ansonsten täglich am Musik-Machen, nehme auch fast täglich Ideen auf, und muss mich manchmal dann nur etwas zwingen, um ein Projekt auch endlich fertigzustellen. Das ist dann in der Regel die Musik, die mich gerade am meisten flasht, wo ich denke: „Hey, da sollte ich mal dranbleiben.“ Das hat auf jeden Fall viel mit Selbstdisziplin zu tun.

eclipsed: Du machst seit 2020 immer noch alles selbst, richtig? Oder haben sich da mittlerweile Kooperationen ergeben? Du scheinst in Brasilien ja auch wieder in einer festen Band zu spielen.

Peters: Prinzipiell mache ich das meiste selbst, ja. Ich hatte 2024 viel mit einem langjährigen Freund und professionellen Produzenten in Italien zu tun. Prinzipiell sollte er sogar die aktuelle Fuzz-Sagrado-EP neu mixen, nachdem mein erster Mix noch nicht gut genug klang, aber irgendwann – nach wochenlangem Hin- und Hersenden von Files und einigen Skype Sessions – habe ich gemerkt, dass letztlich nur ich weiß, wie meine Musik klingen soll. Man kann ja auch mixen ohne Ende, nur irgendwann sollte es eben fertig sein, und man muss sich mit den temporären Ungenügsamkeiten abfinden. Und das mit meiner Liveband, tja, ist grad ein aktuelles Thema, leider läuft es da nicht so gut … Ich schiebe es ein wenig auf die unterschiedlichen Mentalitäten, Brasilianer sind irgendwie etwas zu sehr relaxed. Wenn keine Konzerte anstehen, gibt es z.B. keine Proben. Halbwegs ertragreiche Konzerte hier in Brasilien zu finden ist allerdings auch gefühlt unmöglich. Wir hatten eine Tour in Aussicht, diese hat sich aber aufgrund der ganzen Schwierigkeiten zerschlagen.

eclipsed: Du hast ja 2024 dennoch seit langem auch wieder ein Konzert gespielt. Wie war das? Wie laufen Konzerte in Brasilien? Wie sind die (Konzert-)Szene und der Musikmarkt im Allgemeinen? Gibt es Unterschiede zu Europa?

Peters: Einerseits war es sehr spannend und wirklich schön, nach fünf Jahren Abstinenz mal wieder auf der Bühne zu stehen. Nicht nur für mich übrigens, sondern auch für die beiden Brasilianer in der Band, die beide noch nie ein Konzert dieser Größenordnung gespielt haben, im Vorprogramm von Clutch in São Paulo, mit etwa 500 Zuschauern. Und es sind, wie ich gehört habe, auch einige Fans nur für uns da gewesen. Eine kleine Gruppe kam sogar aus Deutschland! Das hat mich regelrecht umgehauen. Da wir allerdings nur Vorband waren, habe ich auch da zum ersten Mal erlebt, wie es ist, eben nicht mehr – wie mit SBE – Hauptattraktion, sondern eben nur lokaler Anheizer zu sein. Es gab nach den acht Stunden Autofahrt kein Essen für uns, keine Penne, und um die etwa 200 Euro Gage musste ich am Ende fast betteln. Alles leider unschön, und das mit einem der bekannteren Konzertveranstalter hier im Land. Ich habe auch kein Problem damit, da offen die Fakten aufzuzeigen, weil ehrlich: Das war nicht in Ordnung.

eclipsed: Brasilien und Europa sind halt wirklich zwei komplett verschiedene Welten. 

Peters: Exakt. Hier in unserem Bundesstaat, der etwa die räumliche Ausdehnung Frankreichs hat – aber mit wesentlich weniger Menschen, nur etwa 12 Millionen –, gibt es kaum Möglichkeiten, um mit individueller Musik aufzutreten. Klar, man kann in irgendeiner rumpeligen Bar für umgerechnet 50 Euro ein bissel Krach machen, aber viel Sinn ergibt das für mich nicht. Wie gesagt, liegen zwischen zwei Orten riesige Strecken, und 300 km in Brasilien sind nicht mit 300 km auf deutschen Autobahnen zu vergleichen. Da geht man ein Riesen-Abenteuer ein, sicher spannend, aber am Ende müssen alle auch von etwas leben...

Karmic Repeat

Snowchild

Das komplette Interview ist Teil unseres Online-Abos, siehe www.eclipsed.de/de/abo