Seit 2002 erzählt Claudio Sanchez eine musikalische Weltraum-Saga. Neun Alben hat er mit seiner Band Coheed And Cambria bereits veröffentlicht, jedes davon ist ein Kapitel dieser epischen Erzählung. Das wirkt erstmal überwältigend. Sanchez lacht. „Ich weiß, wie verwirrend das alles sein kann“, sagt der Sänger und Gitarrist. Die langen, ausufernden Songs, das Science-Fiction-Konzept. „In der Hinsicht ist mein künstlerischer Output so abstrakt wie der von Picasso.“ Im nächsten Moment winkt der New Yorker ab: Auf keinen Fall wolle er sich mit einem Genie wie Picasso vergleichen. Dabei besteht kein Grund zur Bescheidenheit. „Vaxis II: A Window Of The Waking Mind“, das 2022 erschien, war Coheed And Cambrias bisher größter kommerzieller Erfolg, die Single „Shoulders“ wurde zu einem Radio-Hit. Anfangs war Sanchez ratlos. Wie sollte er den dadurch entstandenen Erwartungen gerecht werden?
Als er dann endlich an neuem Material zu schreiben begann, starb sein Onkel. „Da habe ich mir diese ganzen Fragen gestellt: Was wäre, wenn ich nicht existieren würde? Was wäre, wenn ich meine Frau verlieren würde? Habe ich in meinem Leben wirklich alles richtig gemacht?“ Fragen, die er in den neuen Songs reflektiert. Und so handelt „Vaxis III: The Father Of Make Believe“ von Vergänglichkeit, von Einsamkeit. Stecken Coheed And Cambria also in einer Midlife-Crisis? Irgendwie schon, sagt Sanchez. Schließlich seien die Alben wie Tagebucheinträge aus seinem Leben. Besonders deutlich werde das bei „Blind Side Sonny“ und „Meri Of Mercy“, für den Frontmann sind diese beiden Songs das Rückgrat der Platte. „Beide entstanden zu einer Zeit, in der ich zum ersten Mal seit Langem wirklich alleine war.“ Den melodietrunkenen Bombast von „Meri Of Mercy“ schrieb Sanchez in einem Pariser Hotelzimmer, eine sehnsüchtige Hymne an seine Frau...