Zehn Jahre nach „I Heard You Listening“ hatten viele Echolyn-Fans nicht mehr mit einem weiteren Studiowerk ihrer Helden gerechnet. Doch vor einigen Monaten war die frohe Kunde zu vernehmen, dass die amerikanische Progband so viel Material komponiert hat, um damit gleich zwei (!) Alben zu füllen: „Time Silent Radio II“ und „Time Silent Radio vii“. Eine Rückkehr zur Bestform!
Obwohl Echolyn schon 2018 an neuen Songs arbeiteten, hatte das Kerntrio um Ray Weston (voc, b), Brett Kull (voc, g) und Chris Buzby (keys, voc) dieses Mal mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Dazu zählten der Ausstieg von Bassist Tom Hyatt und Schlagzeuger Paul Ramsey (Letzterer wurde durch Interims-Drummer Jordan Perlson ersetzt) sowie die Corona-Pandemie, aber auch der Umzug von Chris Buzby, der sein Domizil von Pennsylvania ins zweieinhalb Stunden entfernte Delaware verlegte, wo er als Musiklehrer an einer Schule unterkam. Dass Buzby zwischendurch auch noch mit einer Prostatakrebs-Erkrankung zu kämpfen hatte, warf weitere dunkle Schatten. Dennoch bewies die Band Durchhaltevermögen, was auch der engen Freundschaft der drei Gründungsmitglieder geschuldet ist.
eclipsed: Euer neuer Schlagzeuger Jordan Perlson war schon zu Zeiten von „Cowboy Poems Free“ (2000) fest dabei und war außerdem Gastmusiker auf „mei“ (2002). War er der einzige Kandidat für diesen Job?
Brett Kull: Er war der Einzige, der Echolyn wieder wie Echolyn klingen ließ! Eigentlich wollten wir uns ja umbenennen, aber als Chris, Ray und ich wieder zusammen Musik machten, sagten wir: „Das klingt genau so wie die Sachen, die wir seit 35 Jahren schreiben!“ (lacht) Ich meinte: „Wir nennen uns aber nur Echolyn, wenn Jordan Schlagzeug spielt.“
eclipsed: Entstehen eure Songs durch gemeinsames Jammen? Oder arbeitet ihr lieber getrennt an Ideen, bevor ihr sie zu den Proben mitbringt?
Ray Weston: Beides. Nimm z.B. „Our Brilliant Next“: Daran habe ich zunächst eine Weile alleine gearbeitet, bevor wir es zusammen ausgearbeitet haben.
Buzby: Dieses Mal haben wir uns immer an einem Wochenende in Norristown oder in Süd-Delaware getroffen, wo wir samstags sechs bis acht Stunden an neuen Ideen arbeiteten und dann die ganze Nacht auf YouTube Musik anhörten, die uns gefiel. Sobald Brett wieder zuhause war, lud er unsere Aufnahmen auf Dropbox hoch, sodass wir anderen daran weiterarbeiten konnten.
eclipsed: Die Zahlen auf den Album-Covers sind offensichtlich, da sie sich auf der Anzahl der Stücke beziehen. Aber was bedeutet der kryptische Titel?
Kull: Er gefiel uns einfach. (lacht) Nachdem wir mit dem Schreiben fertig waren, merkten wir, dass sich viele der Songs auf das Thema Zeit beziehen. Die Zwei und die Sieben sind außerdem Primzahlen, was uns ebenfalls gefiel.
Buzby: Die große „II“ kann aber auch für einen Dur-Akkord stehen und die kleine „vii“ für einen Moll-Akkord. Wir sind eine Band, die immer versucht, neue melodische und harmonische Wege zu erkunden.