Mit dem Minimal-Pop ihrer Debüt-LP „Big Science“ schrieb die New Yorker Konzeptkünstlerin Laurie Anderson Musikgeschichte. Das ist über 40 Jahre her. Der erste Song auf jenem Album handelte von einem Flugzeugabsturz. Auf ihrer neuen Veröffentlichung „Amelia“ erzählt sie uns nun einen packenden Thriller über die Fliegerpionierin Amelia Earhart, die 1937 mit einem winzigen Flieger die Welt umrunden wollte. Der Flug endete tragisch. „Amelia“ (Nonesuch/Warner) ist ein spätes Hauptwerk der 77-jährigen Allrounderin, doch dem Plot entsprechend hatte auch die Produktion mit Turbulenzen zu kämpfen. „Es begann im Jahr 2000 als Auftragskomposition für großes Orchester. Ich versuchte, es selbst zu orchestrieren. Was für ein Fehler! Ich hatte überhaupt keine Erfahrung darin, zum Beispiel für Blech- oder Holzbläser zu schreiben. Bei der Aufführung in der Carnegie Hall gab es höflichen Applaus, aber ich fand es schrecklich. Etwa acht Jahre später meinte Dirigent Dennis Russell Davies, er habe ein paar gute Streicher-Parts für das Stück: ‚Lass es uns für Streichorchester umsetzen.‘ Ich fand das gut, denn ursprünglich hatte ich das ja auf der Geige geschrieben. Wir führten es mit dem Stuttgart Kammerorchester auf, und es gefiel mir wesentlich besser. Kurz vor der Pandemie nahmen wir es dann mit dem Sinfonieorchester Brünn auf. Die Aufnahme war wirklich gut, aber ich dachte, da fehlt noch was. So machte ich Overdubs mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Stimmen, Elektronik und Soundeffekten. Es sind drei völlig unterschiedliche Dinge unter demselben Namen mit einer ähnlichen DNA. Es sind aber keine Geschwister, sondern entfernte Cousins.“