Auf der Rückseite von Genesis’ erstem Livealbum war dieses kleine Bild eines verwegen aussehenden Mannes. Darunter die Zeilen: „This album is dedicated to Richard Macphail who left April, 1973.“ Wohl kaum ein Fan wusste damals, um wen es sich handelte. Viele glaubten, dass dieser Mann gestorben sei. Weit gefehlt, Richard Macphail, enger Freund und Tourmanager der frühen Genesis, weilt unter uns. Mit 68 hat er jetzt seine Erinnerungen in „My book of Genesis“ niedergeschrieben. „Auch damit die Leute wissen, dass ich noch lebe.“
Der Legende nach ist das „Haldern Pop“ überhaupt nur gegründet worden, um Peter Gabriel einmal an den Niederrhein zu holen. Mit Richard Macphail ist bei der 35. Auflage des renommierten Festivals zumindest schon mal der ehemalige Tourmanager von Gabriel und Genesis da. Er ist hier, um seine Autobiografie vorzustellen (Rezension in dieser Ausgabe). Das tut er bestens gelaunt. Vielleicht auch, weil das Gespräch in der Küche des Jugendheims in Haldern stattfindet. Macphail hat nämlich einst auch für Genesis gekocht.
eclipsed: Wie würdest du deine Rolle bei Genesis beschreiben?
Richard Macphail: Ich war der erste, der sich in die Band verliebt hat. Sie waren meine Freunde. Ich habe alles gemacht, was nötig war, außer Musik zu schreiben und zu spielen. Ich habe Essen gekocht und die Töpfe gespült. Es war eine wunderbare Fügung, dass meine Eltern dieses Landhaus hatten. So zogen wir mit Genesis im Winter 1969 dort ein. Mike Rutherford hat mal zu mir gesagt: Das war die Zeit, in der wir eine Band wurden. Vorher waren wir Individualisten, die zusammen Musik machten.
eclipsed: Du hast aber schon in ihrer Frühzeit an die Band geglaubt.
Macphail: Genesis waren meine Berufung. Ich erkannte 1969, dass sie gut waren. Und ich wollte, dass die Welt das mitbekam. Man kann sagen, dass ich darin erfolgreich war – jetzt, 400 Millionen Alben später.
eclipsed: Du warst Sänger der Genesis-Vorläuferband Anon. Stimmt es, dass Genesis dich für Peter Gabriel holen wollten, als dieser 1975 die Band verließ?
Macphail: Sie dachten damals an jeden. Sie luden viele Kandidaten zu den Auditions ein. Sie wussten, dass ich singen kann, aber sie haben mich nie zu einer Audition gebeten. Ich habe auch sehr gemischte Gefühle, ob ich das gewollt hätte, ausgerechnet Peter zu ersetzen. Und am Ende ist es ja mit Phil [Collins] sehr gut gelaufen.