Er holte sich seine Einflüsse bei Jazzgrößen wie Art Blakey, Max Roach oder Elvin Jones. In den Sechzigern wurde er zum ersten Stardrummer des Rock: Ginger Baker, Vorbild mehrerer Schlagzeugergenerationen, ist am 19. August achtzig Jahre alt geworden.
Unter Kollegen und Journalisten gilt Ginger Baker, der 1966 mit Cream die erste Supergroup der Geschichte gründete, vorsichtig ausgedrückt als schwierig. Die „Süddeutsche Zeitung“ war nicht so zurückhaltend und nannte ihn „ein Arschloch“. Nicht umsonst gab der junge US-Regisseur Jay Bulger seiner Filmbiografie über den mit seiner vierten Ehefrau in Südafrika lebenden Exzentriker den Titel „Beware Of Mr. Baker“. Der brach dem Filmemacher zur Begrüßung gleich einmal mit seinem Krückstock das Nasenbein – Bulger zeigt die Szene und seine blutende Nase zu Beginn der Doku aus dem Jahr 2012. Dort lassen sich Weggefährten deutlich über Bakers mangelnde menschliche Qualitäten aus („Wahnsinnig, ein Irrer“, „Hurensohn“), rühmen aber voller Hochachtung die Rolle, die der gebürtige Londoner für die Entwicklung des Schlagzeugs in der Rockmusik gespielt hat. Tatsächlich war Baker ein Revolutionär, weil er die Drums vom reinen Rhythmus- zum Soloinstrument beförderte, und er war einer der ersten Rockmusiker, der die Potenziale der afrikanischen Musik erkannte. Er selbst bezeichnete sich übrigens als Jazzdrummer oder „einfach nur Drummer“.
Schon als 15-Jähriger hatte Baker mit dem Schlagzeugspielen begonnen, Anfang der 60er nahm er einige Unterrichtsstunden beim britischen Jazzer Phil Seamen, der ihn nebenbei auch mit Heroin bekanntmachte – es begann eine unheilvolle Liaison mit der Droge und Drogen an sich, die dem Musiker zeitlebens zusetzte. Nach seiner Lehrzeit bei Seamen schloss sich Baker zunächst Alexis Korners Blues Incorporated, dann der Graham Bond Organization an, bei denen er jeweils mit Jack Bruce zusammenarbeitete, dem er schon damals in gegenseitiger Abneigung verbunden war. Deshalb stimmte er nur mit Widerwillen zu, als Eric Clapton in der Gründungsphase von Cream auf dem Bassisten als dritten Mann bestand. Das Trio setzte Maßstäbe; Baker vor allem mit dem von seinen Idolen abgeguckten Einsatz zweier Basstrommeln.
Nicht zuletzt seine Differenzen mit Bruce führten Ende 1968 zum Aus von Cream, dem sich eine kurze Zeit mit Clapton bei Blind Faith und eine phänomenale LP anschloss. Zwei Alben waren das Ergebnis der zwei Jahre existierenden Jazzrockformation Ginger Baker’s Airforce. Es folgten der Aufbau eines eigenen Studios in der nigerianischen Hauptstadt Lagos und die Zusammenarbeit mit dem Afrobeat-Pionier Fela Kuti. In diese Phase fällt die Gründung der Hardrockband Baker Gurvitz Army, mit der es der Schlagzeuger drei LPs lang aushielt. Kürzer waren seine Episoden mit Hawkwind (1980) und die erneute Zusammenarbeit mit seinem Lieblingsfeind beim Trio Bruce Baker (Gary) Moore von 1993. Im selben Jahr spielten Cream drei Titel bei ihrer Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame. Über allem aber strahlt die Wiedervereinigung 2005 mit vier Konzerten in der Royal Albert Hall und zwei im Madison Square Garden. Das Verhältnis zwischen ihm und Baker beschrieb Bruce anschließend als „messerscharf“. Gott sei Dank lebten sie mittlerweile auf verschiedenen Kontinenten, meinte der Bassist, er wolle Baker, der in Südafrika heimisch geworden war, aber bitten umzuziehen: „Er ist noch zu nah.“