Immer wieder geistern verschollene Alben durch die Annalen der Rockgeschichte, vieles davon bis zum heutigen Tag ungehört (etwa „Black Gold“ von Jimi Hendrix). Einiges wurde nur in Teilen oder neuen Versionen veröffentlicht (berühmte Beispiele: „Smile“ von den Beach Boys, Pink Floyds „Household Objects“ oder „Lifehouse“ von The Who). Manche dieser mythischen Scheiben erblicken viele Jahrzehnte später allerdings doch noch das Licht der Welt. So hat Neil Young nach über 40 Jahren „Hitchhiker“ und „Homegrown“ auf die Welt losgelassen. Nun zieht die einstige Yes-Sangeselfe Jon Anderson nach 30 Jahren gleich, sein legendäres Projekt „Uzlot“ wurde wahr. „1000 Hands. Chapter One“ glänzt mit einer unglaublichen Anzahl an Top-Musikern aus vielen Genres: von Jazz-Cracks wie Chick Corea, Billy Cobham und Jean-Luc Ponty über viele World-Music-Künstler bis hin zu Prog-Musikern wie Ian Anderson, Robby Steinhardt und alten Yes-Mitstreitern wie Steve Howe, Chris Squire und Alan White.
eclipsed: Warum hat das mit „1000 Hands“ denn so ewig lange gedauert?
Jon Anderson: Im Jahr 1990 spielten mein Freund Brian Chatton von The Warriors und ich in Big Bear in L.A. ein paar Songs ein, danach haben Chris Squire und Alan White etwas beigesteuert. Brian hat sich dann plötzlich mit einem Mädchen aus dem Staub gemacht (lacht), und die Zeit vergaß diese Musik. Die Aufnahmen lagen 28 Jahre in meiner Garage herum. Verrückt, nicht? Michael Franklin kam deswegen vor zwei Jahren auf mich zu und hat alles auf den Computer überspielt und neu produziert ...
eclipsed: Wie hast du denn bloß all diese Musiker zusammengebracht?
Anderson: Michael hat gleich Ian Anderson neu hinzugezogen, was mich sehr freute. Ich wiederum kannte Chick Corea und Billy Cobham. Dann brachte er Zap Mama, Tower Of Power und unzählige andere, die die Musik so viel besser machten. „1000 Hands“ ist ein wirklich gutes musikalisches Statement, und zahlreiche Musiker, die ich im Lauf der Jahre getroffen habe, sind darauf zu hören. Sogar mein musikalischer Bruder Steve Howe hat auf „Now And Again“ Gitarre gespielt.
eclipsed: Auch deine Stimme klingt nach all der Zeit immer noch ungeheuer jung.
Anderson: Ich mache jeden Tag Gesangsübungen. So ist auch der Chant von „Ramalama“ entstanden (Anderson singt ihn perfekt vor). Michael hat den Song auf einer Reise nach China fertiggeschrieben.
eclipsed: War es denn Absicht, dass so viele unterschiedliche Genres vertreten sind?
Anderson: Oh ja, ich habe immer schon mit so vielen großartigen Musikern aller Stilrichtungen zusammengearbeitet! Egal, ob Jazz, Fusion oder Prog. Ich bezeichne das alles als abenteuerliche Musik.