Im Laufe ihrer nun fast 50 Jahre andauernden musikalischen Reise machte die 1973 in San Francisco gegründete Band Journey nicht nur viele Häutungen durch – auch massive Meinungsverschiedenheiten blieben nicht aus. So sind ihre heutigen Hauptprotagonisten, Gitarrist Neal Schon (einziges verbliebenes Gründungsmitglied) und Keyboarder Jonathan Cain (Architekt des Massenerfolgs der Band in den 80ern), nicht gerade ein Herz und eine Seele. Im Interview findet Cain für das neue Journey-Album „Freedom“ sowohl lobende als auch leicht kritische Worte.
Als Jonathan Cain 1980 zu Journey stieß, hatte die sieben Jahre zuvor von ehemaligen Santana- und Frumious-Bandersnatch-Mitgliedern gegründete Band mit Hits wie „Wheel In The Sky“ und „Lights“ bereits den Weg in den Rockmainstream angetreten. Doch mit seinem Einstieg begann ihre erfolgreichste Phase: „Don’t Stop Believin’“ war nur einer der Songs, die Journey neben Foreigner, Asia und Toto zu einer der erfolgreichsten Bands der 80er in den USA machten. Während Cain jedoch immer weiter in christlich-fundamentalistische Bahnen abdriftete und zu einem Trump-Bewunderer wurde, bewahrte sich Neal Schon einiges von den Hippie-Idealen, die ihn in den frühen 70ern geprägt hatten. Ein Besuch von Cain bei Donald Trump kurz nach dessen Amtseinführung hinterließ tiefe Risse zwischen den vormals – zumindest im Hinblick auf ihre gemeinsame Kunst –befreundeten Musikern und führte zur zeitweiligen Quasi-Auflösung der Band. Doch schließlich rauften sich Cain und Schon wenigstens auf musikalisch-geschäftlicher Ebene wieder zusammen.
eclipsed: Ihr habt jetzt zwei Drummer in der Band? Warum? Will Neal Schon aus euch wieder eine Hippie-Band machen?
Jonathan Cain: (lacht) Das stimmt nicht mehr. Eine Zeit lang hatten wir zwei Schlagzeuger, aber Narada Michael Walden will nach einem kleinen Herzinfarkt kürzertreten, und so ist der zurückgekommene Deen Castronovo unser einziger Drummer.
eclipsed: Bevor wir zum neuen Album kommen, klär’ mich doch mal auf, wer derzeit in der Band ist. Ihr seid ja gerade auf US-Tour.
Cain: Den Kern bilden Neal, unser Leadsänger Arnel Pineda, der seit 2007 dabei ist, und ich. Die restlichen Musiker können von Album zu Album und von Tour zu Tour wechseln.
eclipsed: Das hängt vermutlich auch damit zusammen, dass die ehemaligen Bandmitglieder Ross Valory und Steve Smith heimlich versucht haben, die Rechte am Namen und der Marke Journey zu erlangen. [Schon und Cain verklagten sie daraufhin 2020 und warfen sie aus der Band, Anm.]
Cain: Da haben Neal und ich an einem Strang gezogen, und so sind und bleiben wir Journey.
eclipsed: Und auf „Freedom“ als Titel konntet ihr euch einigen?
Cain: Ja, genau. Das passt zu vielen Weltanschauungen ...