Level Pi, das ist das Ein-Mann-Projekt des Kölners Uwe Cremer. Der Mann ist Krautrock- und Pink Floyd-Fan durch und durch. Da ist es keine Überraschung, dass auch das neue Album „Elektronische Philosophie“ die Stilmittel der Berliner Elektronik-Schule und der britischen Artrock-Ikone zu verbinden versucht.
Auch wenn der 1965 geborene Kölner Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik schon früh mit dem Musik machen begonnen hat und in verschiedenen Hobbybands aktiv war, hinterließ er erst 2006 mit dem Level Pi-Debüt „Entrance“ erste nachhaltige Spuren: Elektronik im Sinne von Tangerine Dream und Klaus Schulze, kombiniert mit artrockigen Gitarrensoli. 2009 folgte das rein elektronische „Electronic Sheep“, weitere drei Jahre danach dann „Dunkelstunde“. Mit der gut-halbstündigen-7-Track-EP „This Burning Part Of Me“ wagte er 2015 einen stilistischen Abstecher und integrierte Gothic- und Postpunk-Elemente. Nun ist Uwe Cremer mit „Elektronische Philosophie“ zurück auf seiner Lieblingsspielwiese. Im Gespräch über seine bisherige Karriere als Level Pi spült er einige amüsante Erinnerungen aus seiner Sturm- und Drangzeit hoch.
eclipsed: Uwe, auch wenn auf dem neuen Album einige Gitarren dabei sind, liegt der Fokus nun mehr auf den Electronics. Stimmst du dem zu?
Uwe Cremer: Das ist einfach so passiert. Da steckt keine Absicht dahinter. Ich habe viel auf dem modularen Moog rumgespielt und ausprobiert. Auf all meinen Alben standen auch immer die Gitarren im Fokus. Nur bei „Electronic Sheep“ nicht. Da habe ich bewusst auf Gitarren verzichtet.
eclipsed: Dennoch sind auf „Elektronische Philosophie“ einige gelungene Gitarrenpassagen drauf, etwa in „Don Quichotes Gehirn“ und „Durch die Jahrzehnte“. Besonders auch auf deinem Debüt „Entrance“ sind bemerkenswerte Gitarrensoli. Wie fliegen dir diese zu?
Cremer: Das ist richtig Arbeit. Ich jamme sehr viel mit mir selbst, drehe etliche Runden. Irgendwann kommt ein Moment, in dem ich denke: „Das ist super.“ Solche Passagen baue ich dann aus. Ich spiele sie immer wieder, bis es für mich richtig klingt. Das ist bei mir also nicht der berühmte Take 1 mit dem ganz besonderen Feeling. Ich habe früher unglaublich viel Pink Floyd gehört. Es war faszinierend für mich zu sehen, wie David Gilmour z.B. das Solo in „Time“ entwickelt hat. Wenn du die Liveaufnahmen von den Bootlegs im Jahr 1972 hörst und dann mit der Studioversion von 1973 vergleichst, hörst du die Fortentwicklung des Solos. Das ist also nicht einfach reinimprovisiert.
eclipsed: In „Die lange Reise“ sind auch ein paar schöne Orgeln zu hören. Hast du einen Liebling unter den Instrumenten? Stehst du auf altes Equipment?
Cremer: Ich mag die alten Moogsounds. Aber die Gitarre ist schon noch mein Liebling. Aber bis auf die Gitarre und den Bass erzeuge ich wirklich alle Klänge am Rechner mit dem Midi-Keyboard. Die Orgel, die Streichersounds und das Mellotron, das ist alles auf dem Rechner erzeugt. Ich benutze also kein altes Equipment. Ich weiß, manche sehen es als Gütesiegel, wenn kein Computer oder kein Midi benutzt wird. Aber ich finde, im Gesamtkontext geht es unter, ob es nun ein echtes Instrument ist oder am Rechner erzeugt.
eclipsed: Du benutzt jetzt auch sporadisch ein paar verfremdete Stimmen. Aber eher nur als Klangfarbe.
Cremer: Ja, in „Die lange Reise“ verwendete ich Samples aus alten Filmen. Das sind Sci-Fi-Filme aus den 50er und 60er Jahren. Das habe ich bewusst so gewählt.
eclipsed: Du hast das Album bereits 2018 und 2019, also vor Corona aufgenommen. Warum hat es dann so lange gedauert, bis das Album herausgekommen ist?
Cremer: Ganz einfach: Ich musste erst jemanden finden, der das Album auch veröffentlichen möchte. So etwas dauert. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte es natürlich schneller gehen dürfen ...
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