Heute reden JIMMY PAGE und ROBERT PLANT kaum noch ein Wort miteinander und schließen eine erneute Led-Zeppelin-Reunion kategorisch aus. Das war nicht immer so: Mitte der 90er-Jahre waren die beiden Hardrockheroen sich so einig und innig verbunden wie selten zuvor geschweige denn danach. Doch das Projekt Page & Plant währte gerade mal fünf Jahre und zwei Alben. Das bessere davon: „No Quarter“, ein Live-Studio-Geniestreich, dessen Veröffentlichung sich 2024 zum 30. Mal jährt.
Was wäre aus Led Zeppelin geworden, wenn sich Jimmy Page, Robert Plant und John Paul Jones nach dem plötzlichen Tod John Bonhams am 25. September 1980 dafür entschieden hätten, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen? Wären weitere große Rockalben entstanden, oder hatten sie ihren künstlerischen Zenit mit „In Through The Out Door“ bereits überschritten? Die verbliebenen drei Bandmitglieder befürchteten wohl Letzteres. Am 4. Dezember verkündeten sie in einer Presseerklärung: „Wir können so nicht weitermachen.“ „The Beast“, wie der Drummer aufgrund seiner hedonistischen Ader genannt wurde, sei ein elementarer Bestandteil des Bandsounds gewesen, ohne seinen Groove gehe es einfach nicht. Selbst mit Cozy Powell, Carmine Appice oder Bev Bevan als neuem Schlagzeuger wäre es „nie dasselbe gewesen“, betonte Manager Peter Grant später in einem Interview. Das Kapitel Led Zeppelin war damit beendet – wegen einer Alkoholvergiftung nach 40 Glas Wodka im Vorfeld einer Bandprobe. Von diesem Trauma – Jones fand Bonhams leblosen Körper im Bett liegend – erholte sich das verbliebene Trio nie. Gleichwohl feierten Page und Plant ihre erste Reunion bereits 1984 in der von dem Sänger schon 1981 gegründeten Band The Honeydrippers mit der EP „Volume One“. Ein Indiz dafür, dass sie weiter in Kontakt blieben – ebenso wie der Auftritt bei Live Aid im Juli 1985.
Das Live-Aid-Desaster
Es war einer der missglücktesten Comebackversuche der Rockgeschichte: Led Zeppelin – verstärkt durch die Schlagzeuger Tony Thompson (The Power Station, Chic) und Phil Collins – probten erst etwa eine Stunde vor dem Auftritt in Philadelphia, Plant war heiser, Page hatte mit einer verstimmten Gitarre zu kämpfen, und die Bühnenmonitore fielen aus. Collins konnte nach eigener Aussage Plant nicht hören und kämpfte zudem gegen Thompson: „Er hat versucht, mich wie einen Idioten aussehen zu lassen. Wahrscheinlich, weil er darauf hoffte, dass sie ihn später für die große Reuniontour buchen würden, wenn er diesen Engländer ausstach. Insofern war es gruselig – absolut grausam. Und anschließend schoben sie mir die Schuld in die Schuhe: Es könne ja nicht sein, dass Led Zep Scheiße gebaut haben, sondern der Schlagzeuger hat alles ruiniert. Eine billige Ausrede.“ Page indes hält bis heute daran fest: „Phil war ein Fehlgriff.“
Besser verlief der zweite Versuch zum 40. Geburtstag von Atlantic Records im Mai 1988: ein 32-Minuten-Auftritt im Madison Square Garden mit Bonzos Sohn Jason an den Drums und heftigen Spannungen, so Page: „Bei den Proben war noch alles okay, es klang richtig gut. Doch am Abend vor der Show rief Robert an, um mir zu sagen, er habe keine Lust, ‚Stairway To Heaven‘ zu singen. Ich war so sauer, dass ich die ganze Nacht kein Auge zubekommen habe. Und am nächsten Tag hat er alles zurückgenommen. Ich stand da und dachte: ‚Was zum Teufel tue ich hier? Warum verschwende ich meine Zeit?‘ Ich wollte das alles nicht mehr.“