PEARL JAM - Grund zum Feiern?

2. Juni 2020

Pearl Jam

PEARL JAM - Grund zum Feiern?

Sie traten an, die Rockmusik aus den Angeln zu heben. Doch nachdem ihnen das im Rahmen der Grunge-Revolte gelungen war, machten sie einen Rückzieher und setzten auf Totalverweigerung. Jetzt begehen Pearl Jam ihr 30-jähriges Dienstjubiläum – mit einem Album, das für Ernüchterung sorgt und Fragen aufwirft wie: Haben die Seattle-Helden ihren Zenit überschritten? Und: Wie lange macht das Quintett noch weiter? Grund genug für einen Blick hinter die Kulissen.

Das mausgraue Lagerhaus in Downtown Seattle liegt direkt neben der Zentrale von Boeing und weist weder Hausnummer noch Türschild auf. Sein weitläufiges, zweistöckiges Inneres ist eine Mischung aus Lager, Geschäftsstelle und Abenteuerspielplatz – mit Büros für Management, Label und Fanclub, Regalen voller Merchandiseartikeln, aber auch Proberaum, Studio und Equipmentarchiv. Pearl Jams Hauptquartier wirkt ordentlich und aufgeräumt und birgt jede Menge Überraschungen: etwa die hauseigene Baseballmaschine, die mit einem Spielfeld in Originalgröße einschließlich Kunstrasen und Bases einhergeht. „Ein Geschenk an die Crew, damit sie sich mal ein bisschen sportlich betätigt“, kichert Sänger Eddie Vedder – und fügt hinzu: „Natürlich ist sie auch gut, um Aggressionen abzubauen. Also wenn wir uns untereinander fetzen – was öfter vorkommt, aber nie wirklich übel ist. Ich glaube, das ist der Grund, warum wir immer noch zusammen sind: Wir wissen mit unserem Temperament umzugehen.“ 

Damit die Bandmitglieder sich auch mal aus dem Weg gehen können, hat jedes ein privates Zimmer. In Vedders Fall sind es sogar zwei – weil er leidenschaftlicher Sammler ist. So stapeln sich im ersten Raum Hunderte von Gitarren, die er teils geschenkt bekommen („Die ist von Neil Young, die von Pete Townshend, die von Chris Cornell“), teils für kleines Geld in Pfandleihen ergattert hat. Um den Museumscharakter noch zu steigern, widmet sich Raum Nummer zwei seiner Leidenschaft für die englischen Altrocker The Who – mit signierten Plattencovern und Postern, Fotos von Vedder mit einzelnen Mitgliedern, die er als seine „mentalen Ziehväter“ bezeichnet, sowie einer riesigen Vinyl-Kollektion inklusive Bootlegs und exotischer Pressungen: „Als ich 23 war, dachte ich, dass ich so ziemlich alles habe“, setzt er an. 

„Aber dann haben Fans durch Interviews und Artikel erfahren, dass ich auf The Who stehe – und mir wahnsinnig viele Sachen per Post geschickt. So hat sich meine Sammlung innerhalb von vier oder fünf Jahren verdoppelt. Leider habe ich nicht die Zeit, mir alles anzuhören, das ist das Problem.“ Womit er voll in seinem Element ist, ausführlich erzählt, wie er Townshend zum ersten Mal begegnet ist („Ich habe mir fast in die Hose gemacht“), lange Abende mit John Entwistle verbracht („Wir zwei und eine Flasche Brandy“) und Anfang der 80er sogar eine komplette US-Tournee besucht hat („Per Anhalter mit meiner damaligen Freundin – der verrückteste Trip, den ich je unternommen habe“). 

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