RACHEL FLOWERS - Musik, die durch den Magen geht

9. März 2022

Rachel Flowers

RACHEL FLOWERS - Musik, die durch den Magen geht

Mit ihrem dritten Album „Bigger On The Inside“ konnte die Sängerin und Multiinstrumentalistin RACHEL FLOWERS die eclipsed-Redaktion nachhaltig begeistern. Erstaunlicherweise zeichnete sie ganz allein verantwortlich für diese souveräne Mischung aus symphonischem Prog, Jazzrock und Westcoast Rock. Das ist umso beeindruckender, als die 28-jährige Kalifornierin bereits kurz nach ihrer Geburt erblindete und sowohl im Privatleben als auch bei Aufnahmen erheblich größere Hürden überwinden musste als viele musizierende Kollegen. Im Interview mit eclipsed sprach die Künstlerin, die über das absolute Gehör verfügt und dank ihrer ELP-Covers viele YouTube-Follower gewann, über ihre Anfangsjahre, die spannende Entstehung ihrer Songs und über einige große (Prog-) Helden, von denen sie sich bei „Bigger On The Inside“ inspirieren ließ. 

Früh übt sich

Das Talent für Musik war Rachel Flowers quasi in die Wiege gelegt und wurde von ihren Eltern schon früh gefördert. „Meine Mutter brachte mir das Klavierspielen bei, als ich zweieinhalb Jahre alt war“, erinnert sich die junge Frau aus der kalifornischen Stadt Oxnard. „Mit vier begann ich dann, klassische Klavierstunden zu nehmen, und mit ungefähr zehn lernte ich Querflöte.“ Später folgten noch weitere Instrumente wie Ukulele und Gitarre: „Das Ukulele-Spiel habe ich am Braille Institute in Santa Barbara gelernt. Gitarre habe ich mir dagegen selbst draufgeschafft. Mein Dad zeigte mir eine A-Dur-Tonleiter, und von da ging es weiter!“ Im Alter von neun Jahren erweiterte sich für die kleine Rachel schlagartig der musikalische Horizont, nachdem sie den Jazz entdeckte, speziell die Musik von John Coltrane (mit Pianist McCoy Tyner) und Miles Davis. Auf die Frage, wie sie sich die komplexen Jazzakkorde angeeignet habe, antwortet sie: „Einige Stücke habe ich in Braille-Notation erlernt, aber übers Gehör war es leichter für mich. Ich hatte auch ein Jazz-Programm mit Stücken von John Coltrane, Charlie Parker, Diana Krall und Herbie Hancock und nahm meine eigenen Versuche mit einem Kassettenrecorder auf.“

Essen als musikalische Inspiration

Wie man im Dokumentarfilm „Hearing Is Believing“ sehen kann, besitzt Rachel Flowers außerdem die Gabe, beim Essen Töne zu hören: „Es gibt ja Leute, die Farben sehen, wenn sie bestimmte Töne hören [das Phänomen der Synästhesie; Anm.]“, berichtet sie. „Bei mir ist es eben Essen - sein Geschmack oder seine Beschaffenheit -, mein Gehirn beginnt dann automatisch, musikalische Klänge zu hören.“ Bereits auf dem ersten Album „Listen“ war ein Song namens  „Aloha“ enthalten, der vom Essen im Aloha Steakhouse in Ventura inspiriert war: „Ich aß dort ein köstliches Steak und begann auf der Stelle, den Großteil des Songs zu hören. Ich nahm dann die Idee schnell mithilfe der ,Voice Memos‘-App auf meinem iPhone auf, bevor ich sie zu Hause ausarbeitete … Ich habe aber auch Ideen für Songs, wenn ich träume. Wenn ich aufwache, hole ich sofort mein iPhone raus und rezitiere den ganzen Traum: den Dialog, die Umgebung, die Musik - es ist quasi so, wie wenn man einen Film anschaut.“ 

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