Einmal im Jahr werden die Plattenläden gefeiert, am zweiten Samstag im April ist Record Store Day. Der RSD lockt Musikliebhaber mit limitierten Veröffentlichungen und exklusiven Events in die Geschäfte. Ein Gespräch mit Carsten Wetzl, Projektmanager des RSD für den deutschsprachigen Raum.
eclipsed: Wie ist der Record Store Day eigentlich entstanden?
Carsten Wetzl: Das begann 2007 in den USA, also zu einer Zeit, in der nicht viele physische Tonträger verkauft wurden. Damals wurde immer mehr Musik gestreamt, und die Idee war, an einem Tag die lokalen Plattenläden zu feiern. 2008 fand er dann zum ersten Mal statt, mit speziellen und exklusiven Platten, die es nur in den teilnehmenden Läden zu kaufen gab. Und seit 2011 findet er auch im deutschsprachigen Raum statt.
eclipsed: David Bowie, Jethro Tull, The Who, aber auch deutsche Acts wie Sieges Even und Nina Hagen – die Liste der teilnehmenden Künstler ist lang und namhaft. Habt ihr einen Einfluss auf die Auswahl?
Wetzl: Zum Teil. Etwa wenn ein Musiker teilnimmt, für dessen Werte wir nicht stehen. Dann streichen wir eine Veröffentlichung schon mal komplett. Und natürlich nutzen wir unsere Kontakte im deutschsprachigen Raum. So konnten wir in diesem Jahr Die Fantastischen Vier als Botschafter des Record Store Day gewinnen. Der Großteil kommt aber schon von den internationalen Vertrieben.
eclipsed: Es gibt in diesem Jahr eine Veröffentlichung von Taylor Swift …
Wetzl: In den USA war sie sogar schon Botschafterin für den Record Store Day.
eclipsed: Sie spricht aber nicht direkt die Leute an, die mit Vinyl aufgewachsen sind. Was ist so faszinierend an Platten, gerade für jüngere Generationen?
Wetzl: Ich glaube, das hat viel mit dem Haptischen zu tun. So wie mit Büchern oder Zeitungen. Wenn man eine Zeitung beim Frühstück auffalten kann und dazu seinen Kaffee trinkt, ist das etwas anderes, als auf einen Bildschirm zu starren und durch Artikel zu scrollen. Faszinierend finde ich die junge Zielgruppe. Von denen höre ich oft, dass sie die Platten einfach nur haben möchten. Die haben oft gar keinen Plattenspieler, sondern stellen sie sich ins Regal oder hängen sie in einen schönen Rahmen an die Wand. Da geht es darum, einen kleinen Schatz zu besitzen. Das ist ein großer Faktor, warum Vinyl sowohl in der Kernzielgruppe funktioniert, als auch bei Heranwachsenden. Wie in der Mode: Dinge erleben ein Revival, weil sie urban und cool sind.