SLASH - Erfüllung eines Kindheitstraums

8. Mai 2024

Slash Guns N´ Roses

SLASH - Erfüllung eines Kindheitstraums

„Orgy Of The Damned“ ist das insgesamt sechste Soloalbum von Slash und sein erstes, das fast ausschließlich Coversongs enthält. Der 58-jährige Gitarrist, hauptberu ich weiterhin mit Guns N’ Roses gut im Geschäft, hat sich liebevoll einem runden Dutzend berühmten Klassikern und unbekannteren Stücken des Bluesgenres gewidmet und sie mit einer All-Star-Riege von Sängerinnen und Sängern erfrischend ruppig und wenig glatt ins Hier und Heute verfrachtet, wobei auch Rock und Soul nicht zu kurz kommen. Im eclipsed-Interview sprach der Meistergitarrist und Tierfreund über seine alte Liebe zum Blues.

Es ist ein Sonntagmittag im sonnigen Kölner Frühling. Zwischen dem Rhein und jenem Luxushotel, in dem Slash residiert, sitzen zufrieden aussehende Menschen und süffeln Aperol Spritz – eine Szenerie wie aus einem Werbefilm des Tourismusbüros. Der Gesichtsausdruck von Slash wechselt zwischen Schmunzeln und Strahlen, als wir ihn im obersten Stockwerk – natürlich mit Domblick – zum Gespräch treffen. Er trägt eine blaue Jeans und ein Micky-Maus-Muskelshirt, die Mähne liegt leger – ein Rockstar im Freizeitlook. „Du bist der Letzte für heute“, sagt er fröhlich, „gleich treffe ich mich mit einem Freund zum Mittagessen, danach wollen wir uns ausführlich den Dom anschauen, vor allem die Krypta möchte ich so gern endlich mal sehen.“ Slash nutzt also den freien Tag, den er zwischen zwei Auftritten mit seiner Band The Conspirators und Sänger Myles Kennedy hat, für zwei Stunden Pressearbeit und ansonsten für all die schönen Dinge, die Touristen so tun.

Drei Bands parallel

Der Gitarrist, der Mitte der 1980er-Jahre mit der Hardrockband Guns N’ Roses zum Weltstar wurde, hat sich in letzter Zeit aber gewiss niemals lange auf die faule Haut gelegt: Vergangenes Jahr war er das zweite Mal seit der Wiedervereinigung mit Axl Rose und Co. 2016 auf Stadiontour, und als er im vergangenen Sommer mal zwei Wochen Zeit hatte, trommelte er ein paar befreundete Musiker und einen Haufen Sängerinnen und Sänger zusammen, um sich mit ihrer Hilfe eine Art Kindheitstraum zu erfüllen: ein Album mit Blues-Coversongs. Nach der derzeitigen Tour mit seinem Soloprojekt plant er im Sommer auch einige Blues-Shows. Auf seine Umtriebigkeit angesprochen, erläutert Slash: „Ich bin absolut nicht der Typ, der sich nach einer Tour erst mal wochenlang an den Pool oder den Strand legen und gar nichts machen muss. Ich bin ein aktiver Kerl. Ich liebe es, in Bewegung zu sein und etwas zu tun zu haben.“ Seine Urlaube verbringt Saul Hudson, wie der Musiker eigentlich heißt, nach eigener Aussage bevorzugt mit Safaris in Afrika, bei denen er mit einem Massai und einem Zelt durch die Landschaft streift, um die Fauna zu beobachten und zu bestaunen: „Ich bin ein riesengroßer Tierliebhaber.“ So sei er auch schon mit dem kanadischen Tierfilmer und Survivalexperten Les Stroud unterwegs gewesen – und da dieser seinerseits ein hervorragender Musiker ist, spielt er auf dem neuen Album im Song „Hoochie Coochie Man“ Mundharmonika, während Billy Gibbons den Gesang übernimmt. „Wirklich, Mann,“ schwärmt Slash, „ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Musik mit meinen Freunden zu machen.“ Er war nie einer dieser überlebensgroßen Rocker, die bevorzugt um sich selbst und ihr Ego kreisen – schließlich gebe es von denen vor allem in Los Angeles auch immer noch mehr als genug: „Ich mag und gehöre zu den Musikern, die es genießen, mit anderen Musikern Musik zu machen. Für Rücksichtslosigkeit und Selbstherrlichkeit fehlen mir die Zeit und das Interesse.“

Lest mehr im aktuellen Heft ...