Die Enttäuschung darüber, dass es nicht mehr zu einem Studioalbum von Yes Featuring ARW gekommen ist, kann TREVOR RABIN nicht ganz verbergen. Einige Ideen dafür landeten jedoch auf seinem neuen Solowerk „Rio“, über das der gebürtige Südafrikaner, der seit langem die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, mit eclipsed sprach. Dabei äußerte er sich auch zu seinem Lieblings-Yes-Album „Talk“, bei dem er eine tragende Rolle spielte, und zu anderen Themen, die mit der Proglegende zusammenhängen.
Wenn der Gitarrist, Sänger, Filmkomponist und Produzent Trevor Rabin so gut gelaunt und fit auf seiner Couch in Kalifornien sitzt, kann man kaum glauben, dass er auf die 70 zugeht. Das letzte persönliche Treffen mit ihm war im Juli 2017 in einem Mainzer Hotel, kurz vor seinem Auftritt beim Night Of The Prog Festival: „Ich kann mich noch daran erinnern: Du und dein Kollege [Walter Sehrer, Anm.] habt uns die endlose Wartezeit auf das Konzert durch angenehme Einzelinterviews verkürzt. Ich weiß noch, dass ich Rick Wakeman nach dem Ende eurer Interviews fragte, ob er dabei Spaß gehabt habe, und er süffisant antwortete: ‚Die sind nett und waren gut auf uns vorbereitet. Und die haben meinen Humor verstanden.‘ Worauf Jon anmerkte: ‚Der eine hat meine Soloalben kritisiert, das war überhaupt nicht nett.‘ Rick erwiderte: ‚Jon, wusstest du, dass ich deine Soloalben auch immer merkwürdig fand?‘ – und schon war die Stimmung wieder klasse. Nur Rick darf Jon kritisieren. Schade, ARW war eine gute Kombination, musikalisch wie menschlich.“
eclipsed: Womit sollen wir anfangen? Deinem neuen Album, der verpassten Chance, mit Yes Featuring ARW eines aufzunehmen, deiner Arbeit als Filmkomponist?
Trevor Rabin: Das Wetter ist hier heute morgen [es ist 10 Uhr in Kalifornien und 19 Uhr in Dortmund, Anm.] sehr angenehm, müssen wir da über so schwerwiegende Themen reden? (lacht) Bist du nicht der einzige Mensch auf der Welt, der „Talk“ [1994] so sehr liebt wie ich?
eclipsed: Ich hätte nicht besser dazu überleiten können – also Talk Talk.
Rabin: (grinst) Talk Talk, eine wunderbare Band, ebenso wie Tears For Fears. Die schaffen es, nach außen hin lockig-flocker zu klingen, und es passiert so viel in ihren Songs. Das war bei den Yes-Alben immer meine Intention: nach außen schmissig, innen clever. „90125“ hat funktioniert. „Big Generator“ [1987] war erfolgreich, hatte aber seine Schwachpunkte. „Union“ [1991] ist ein unförmiges Ungetüm. Das einzig Gute daran war, dass ich mich auf der Tour mit Rick Wakeman angefreundet habe – ein wahrer Schatz. „Talk“ war für mich immer großartig – und ich habe gar nicht verstanden, warum das keiner verstehen wollte. Danach war bei mir und Chris Squire die Luft raus.
eclipsed: Was heißt das konkret?
Rabin: Chris war ein herzlicher Mensch, aber auch ein Strippenzieher. Ich weiß noch, wie wir uns das erste Mal in einem Londoner Sushi-Lokal getroffen haben. Alan White, Gott hab’ ihn selig, ein toller Mensch und Drummer, war auch dabei. Da wurde die Idee zu Cinema geboren, das dann zu „90125“ von Yes wurde: Am Ende der Produktion präsentierte uns Chris Jon Anderson und sagte zu mir: „Deine Songs sind super, aber Jon arbeitet noch ein wenig daran und singt den Großteil.“ Mein Einwand, dass ich ein Album für Squire, White und Rabin geschrieben hätte und kein Yes-Album, irritierte ihn sehr.