ALAN PARSONS - Schöne neue Welt?

ALAN PARSONS - Schöne neue Welt?

Die qualitativen Höhen jener Artrock-Konzeptwerke, die er im Rahmen des Alan Parsons Project mit seinem einstigen Kreativpartner Eric Woolfson erschuf, vermag er nicht mehr so mühelos zu erreichen. Gleichwohl wartet sein neues Album „From The New World“ mit recht unterschiedlichen Facetten auf. Im Interview sprach Klangmagier Alan Parsons über die Bedeutung des Titels, Antonín Dvořáks 9. Sinfonie, seine Mitmusiker und die Veränderung seines musikalischen Stils.

Die schwachen Verkaufszahlen des electronica-trunkenen „A Valid Path“ versetzten Alan Parsons 2004 einen herben Schlag. Erst 2019 war danach wieder Neues von ihm zu hören, doch auch „The Secret“ erwies sich nicht als neuer Meilenstein oder Auszeichnung als neuer Album-Meilenstein. Immerhin hat der berühmte Toningenieur aber offenbar wieder Blut geleckt, und so folgt mit „From The New World“ nach gerade einmal drei Jahren ein weiteres Album. Eingespielt mit Styx-Sänger Tommy Shaw und Gitarrenass Joe Bonamassa zeigen sich Parsons’ neue Songs mehr dem amerikanischen AOR als dem klassischen englischen Artrock verpflichtet.

Der Meister selbst gibt sich bescheiden: Anstatt Wert auf ein großes Konzept zu legen, hebt er eher die Beiträge seiner Mitmusiker und die Texte hervor, die er gerne mal zitiert. Zum Offizier des Order of the British Empire wurde er am 17. Mai auf Schloss Windsor trotzdem höchstpersönlich von Prinz William ernannt. Aufgrund einer unvorhergesehenen Rückenoperation musste die geplante Europa-Sommertour leider kurz nach diesem Interview abgesagt werden.

eclipsed: Vor ein paar Wochen warst du offizieller Botschafter der Hi-Fi-Messe HIGH END in München. Wie war’s?

Parsons: Steven Wilson und ich, der vor der Pandemie das Gesicht der HIGH END war, haben uns getroffen und über Audio-Technik und Musikproduktion gesprochen. Es ist hochspannend, wie unterschiedlich die Interessen des Hi-Fi-Publikums und jene von uns Studiomusikern sind.

eclipsed: Lass uns über das neue Album sprechen: Der Titel und der Track „Goin’ Home“ beziehen sich auf Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“. Warum hast du dich nicht gleich für die vollständige Neuinterpretation des Opus entschieden?

Parsons: Das will ich noch, doch es war einfach zu komplex, die gesamte Sinfonie für unsere Zwecke neu zu orchestrieren. Es gibt da ja diese interessante Hintergrundgeschichte mit den Moody Blues. Ihr Label Decca wollte 1967 genau das von den Moody Blues haben, doch sie haben das ignoriert und dafür „Days Of Future Passed“ produziert.

eclipsed: Den Job willst du also jetzt nachträglich übernehmen?

Parsons: Genau. (lacht) Darin gibt es so viele tolle Melodien – vielleicht werde ich einfach auf jedem Album einen Satz der Sinfonie neu einspielen.

eclipsed: Der Albumtitel spielt auch darauf an, dass du als Brite 1999 in die USA ausgewandert bist. Du selbst bezeichnest aber auch die letzten beiden von Corona geprägten Jahre als „neue Welt“.

Parsons: Richtig. Die Corona-Pandemie hat jeden Einzelnen von uns betroffen. Jeder von uns hat nahestehende Menschen verloren – einfach schrecklich. Ja, auch das steckt im Albumtitel.

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