BRÖSELMASCHINE - Vom Folk- und Protestsong zum Krautrock

22. November 2021

Bröselmaschine Peter Bursch

BRÖSELMASCHINE - Vom Folk- und Protestsong zum Krautrock

Peter Bursch hat mit seinen in Millionenauflage gedruckten Büchern (ganz ohne Noten) Generationen von Gitarristen den Einstieg ins Musikmachen ermöglicht. Bereits 1968 gründete er mit Freunden in Duisburg BRÖSELMASCHINE, eine der ersten progressiven Rockbands Deutschlands. 2021 feiert ihr viel gelobtes Debütalbum seinen 50. Geburtstag; im Sommer wurde es in klanglich überarbeiteter Form wiederveröffentlicht. Gemeinsam mit dem Bandleader blickt eclipsed auf die Anfangsjahre der heute wieder aktiven Gruppe zurück, um Licht in die Entstehungsgeschichte einer der interessantesten Musikproduktionen der frühen deutschen Rockgeschichte zu bringen.  

eclipsed: Im Bröselmaschine-Gründungsjahr 1968 warst du 19 Jahre alt. Es war aber nicht deine erste Band?

Peter Bursch: Ich habe vorher schon Musik gemacht. Anfangs war ich in einer Gruppe, die Protestsongs machte, wie das damals hieß. Wir nannten uns Les Autres oder Die Anderen. Da kam eine Einladung vom Burg Waldeck Festival, das war ein populäres Open-Air-Festival im Hunsrück. Dort haben wir viele Musiker kennengelernt, die so ähnlich drauf waren wie wir. Die Zwillingsbrüder Heinrich und Oskar Kröher standen dort als Hein & Oss auf der Bühne. Wir sahen Reinhard Mey, Wader, Hüsch, Degenhardt, Süverkrüp, Schobert & Black, Insterburg & Co., und aus den USA kam Phil Ochs. Wir waren mehrere Jahre da, wurden anfangs als Newcomer angekündigt. Dort auf der Burg Waldeck gab es nicht nur viel zu sehen, wir haben auch viel gelernt. Es war eine ganz neue Welt für uns.

eclipsed: Wie kamt ihr vom Folk- und Protestsong zum Rock?

Bursch: Das entwickelte sich. Es gab damals mehrere Bands in Duisburg. Wir lernten uns nach und nach kennen, bauten untereinander enge Beziehungen auf. So trafen wir ein Duo, das waren die wunderbare Sängerin Jenny Schücker und der Gitarrist Willi Kissmer. Wir haben uns angefreundet, begannen mit einigen aus meiner Band gemeinsam zu musizieren, aber auf eine andere Art als zuvor: Wir fingen an zu improvisieren, was wir vorher nie gemacht hatten. Wir wollten was Eigenes schaffen. Durch die entstandene enge Freundschaft kam die Idee, ob wir nicht mit allen zusammenziehen könnten. Das führte zur Gründung einer Wohngemeinschaft. Da ging die Geschichte dann richtig los.

eclipsed: Wie kam es zu eurem ersten Plattenvertrag mit dem später legendären Pilz-Label?

Bursch: Das hatte mit einem anderen Festival zu tun, den Essener Songtagen im Jahr 1968. Dorthin wurden wir von Bernd Witthüser eingeladen, lernten Rolf-Ulrich Kaiser kennen. Der war eigentlich Journalist, aber auch eine Art Szene-Netzwerker. In Essen trat die erste Generation eigenständiger deutscher Rockmusiker auf. Amon Düül kamen aus München, Soul Caravan [die späteren Xhol Caravan, Anm.] waren aus Wiesbaden und Tangerine Dream aus West-Berlin. Und auch Ralf Hütter, der spätere Kraftwerk-Keyboarder, war da, und Guru Guru, die da noch Guru Guru Groove hießen, aus Heidelberg. Wir haben uns dann nach dem Festival gegenseitig eingeladen, denn es gab ja noch keine Agenturen und keine professionellen Veranstalter, die sich für uns interessierten. So haben wir selber Konzerte organisiert. Wir sind von Tangerine Dream nach Berlin eingeladen worden und über Guru Guru in Heidelberg aufgetreten. So ging das los damals. Erste Touren kamen zustande, da war das Debütalbum noch gar nicht erschienen. Sehr früh war Rolf-Ulrich Kaiser auf uns zugekommen, nachdem er Dieter Dierks kennengelernt hatte. Über ihn kam die Einladung zustande, bei Dierks im Studio unsere erste Platte aufzunehmen. Das hat sich dann aber alles leider zeitlich etwas hingezogen. Aber uns war das egal. Wir haben sowieso überall gespielt, wo wir spielen konnten, lange bevor die Platte herauskam, egal ob das eine Schulaula oder ‘ne Demonstration war. Wir waren politisch engagiert und überall mit dabei, wo wir meinten, das zu unterstützen. Die wollten natürlich alle auch immer Musik haben. So machten wir auch eine Tour in besetzten Häusern für die damalige Jugendzentrumsbewegung. So lief das damals. Zum Ostermarschstart in Duisburg kamen Tausende. Dort haben wir meistens zur Eröffnung gespielt und manchmal zum Abschluss in Dortmund gleich noch mal.

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