DEEP PURPLE „Lass die Finger von Beatles-Songs!“

28. Dezember 2021

Deep Purple

DEEP PURPLE „Lass die Finger von Beatles-Songs!“

Auch DEEP PURPLE haben die tourlose Zeit der Pandemie dazu genutzt, neue Musik aufzunehmen. Wirklich neu sind die Stücke auf „Turning To Crime“ dann allerdings doch nicht: Wie viele andere vor ihnen hat die Band diesmal ein Album eingespielt, das ausschließlich aus Neuinterpretationen bekannter Songs besteht. Dabei handelt es sich nicht etwa um eigene Stücke in neuen Fassungen, sondern um Songs anderer Künstler, die für die Bandmitglieder prägend oder wichtig waren. Welche Bedingungen bei der Auswahl galten, erläuterten IAN PAICE und DON AIREY dem eclipsed-Autor, mit dem sie sich unter penibler Einhaltung der 3G-Regel in einem Oberhausener Hotel für ein Interview ohne Masken trafen.

Ian Paice lümmelt sich neben Don Airey ins Sofa und begrüßt mich herzlich mit den Worten: „Endlich mal wieder Menschen direkt und ohne Maske gegenüberzusitzen und mit ihnen zu reden, das haben wir uns von unserer Plattenfirma gewünscht.“ Dementsprechend ist der Drummer in Plauderlaune – doch das ist das einzige verbliebene Deep-Purple-Gründungsmitglied ja schon seit Jahrzehnten ohnehin immer. Dabei hatte er bis zur Promotiontour für „Bananas“ 2003 praktisch nie Interviews gegeben – das war damals immer die Sache von Jon Lord oder Ian Gillan oder, wenn man mal viel Glück hatte, Ritchie Blackmore. 

eclipsed: Ian, das erste Mal sprach ich mit dir vor 18 Jahren, nicht weit entfernt von hier in Köln, über das damals erschienene Deep-Purple-Album „Bananas“ – ein Album, das außer Ian Gillan niemand gut findet. Und ich glaube, er mag es nur deshalb, weil es kein anderer mag. 

Ian Paice: Das könnte sein. Da sind er und Ritchie sich ähnlicher, als sie es je zugeben würden.

Don Airey: Ich mag „Bananas“ auch!

eclipsed: Weil es das erste Album mit dir als Purple-Keyboarder war, oder?

Airey: (lacht) Ich ziehe meine Antwort zurück.

eclipsed: Worauf ich hinauswollte: Wird in ein paar Jahren „Turning To Crime“ ähnlich in der Versenkung verschwinden wie „Bananas“? Denn eigentlich gibt es keine Coveralben, die Jahre nach ihrer Veröffentlichung auf irgendeiner „To-hear-Liste“ stehen, oder?

Airey: Im Blues und natürlich in der Klassik ist die Neuinterpretation bekannter Stücke gängige Praxis, aber große Rockalben mit ausschließlich gecoverten Songs fallen mir auf Anhieb auch nicht ein – obwohl es einfach Spaß gemacht hat, das Album zu produzieren.

Paice: Ich habe das Album noch unlängst im Auto gehört, und es hat Spaß gemacht, es zu hören. Und ich dachte, da haben wir etwas richtig Gutes produziert. Ich persönlich mache mir keine Gedanken darüber, was wer hören will, schon gar nicht in ein paar Jahren. Es muss sich für uns richtig und gut anfühlen. Und das tut es.

eclipsed: Hätte es „Turning To Crime“ ohne die Pandemie überhaupt gegeben?

Paice: Nein. Wir hatten die Idee, ein solches Album zu machen, schon einige Jahre, aber ich denke, ohne Covid-19 gäbe es das Album nicht.

Airey: Wir wären dann auf Tour gewesen. So saß jeder allein zu Hause und arbeitete an seinen Parts, bevor dann mithilfe von Bob Ezrin alles zusammengefasst wurde.

Paice: Das klappte besser, als ich mir das jemals vorgestellt hätte.

Lest mehr im aktuellen Heft ...