Die norwegischen TUSMØRKE glänzen mit progressiver Folk-Magie

19. September 2024

Tusmorke

Die norwegischen TUSMØRKE glänzen mit progressiver Folk-Magie

Tusmørke sind wie norwegische Prog-Trolle, die hochkreativ klassischen Prog mit heidnischer Folk-Magie und allerhand psychedelischen Zutaten verknüpfen. Ihr neues Werk „Dawn Of Oberon“ ist ein Höhepunkt ihres Schaffens und glänzt mit einem LP-Seiten langen Titeltrack. Der hat eine komplizierte Vorgeschichte. Benediktator, Sänger und Multiinstrumentalist, und Krizla, Flötist, erklären die verschlungenen Entwicklungspfade, aber auch die Intention der anderen Stücke des Albums, ein Blick auf ihr Kokettieren mit dem Okkultismus und den unheimlichen Aleister Crowley sowie ihr „Peter-Pan-Syndrom“, wie sie es selbst nennen, mit eingeschlossen.

eclipsed: Die Entstehung und Entwicklung von „Dawn Of Oberon“ scheint ein echt langer Prozess gewesen zu sein. Könnt ihr das näher beleuchten, auch im Hinblick auf neue Bandmitglieder und ihre Rolle dabei?

Benediktator: Wie ich dir bei unserem letzten Gespräch versprochen habe, ist dieses Album jazziger und blumiger als unsere vorherigen Werke. Der Jazz-Anteil ist vor allem unserem neuen Drummer Kusken zu verdanken, der unter anderem eine Zeit lang in Warschau Free Jazz gespielt hat. Die Saat für den Song „Dawn Of Oberon“ wurde vor vielen Jahren ausgebracht, als ich 19 Jahre alt war und von zu Hause wegzog, um in Oslo zu studieren. Krizla und ich lebten in einer Kommune mit unseren damaligen Freundinnen und dem ersten Schlagzeuger von Tusmørke. Wir waren alle vom ägyptischen Totenbuch begeistert, und wir drei Jungs hatten uns alle die gleiche übergroße Ausgabe mit farbigen Tafeln gekauft, auf denen die Abschnitte der Reise durch die Unterwelt dargestellt waren. Ich ließ mich von den verschiedenen Beschwörungen und Gebeten in dem Buch inspirieren. Ursprünglich hatte der Song Teile wie „The Dance of the Children of Impotence und Entering the Great Place”. Die Übersetzungen der alten Ägypter und bestimmte visionäre Erfahrungen haben die Ideen für die Musik beeinflusst. Ich erinnere mich, dass ich dachte, ich hätte endlich ein paar Riffs geschaffen, die den gleichen Antrieb und die gleiche Vorwärtsbewegung haben wie die von „Astral Traveller“ oder „Siberian Khatru“ von Yes. Es ist natürlich nicht genauso gut, aber das war das Ideal. Außerdem hörten wir damals Gentle Giant, Van der Graaf Generator, Gryphon, The Incredible String Band, H.P. Lovecraft, Univers Zero, Magma, Høst, Frank Zappa, Yezda Urfa und Genesis, aber auch Prodigy und die Chemical Brothers.

eclipsed: Wie ging es nun mit dem Longtrack weiter? 

Benediktator: Ich hatte also die Riffs für diesen Song, den ich zu einem großen Epos machen wollte. Zu diesem Zeitpunkt spielten wir in Les Fleurs du Mal, mit Andreas Prestmo von Wobbler. „Dawn Of Oberon“ war einer der Songs, die wir live performten, aber nie aufgenommen haben. Die aktuelle Version ist ganz anders, ich hoffe, dass es irgendwo eine Kassettenaufnahme der Version gibt, die wir mit Les Fleurs gemacht haben! Da sich die Band auflöste, dauerte es einige Jahre, bis der Song wieder auftauchte. Wir spielten ihn 2009, als wir Tusmørke wieder gründeten und von einem Trio zu einer vierköpfigen Band mit Regin an den Tasten und HlewagastiR am Schlagzeug wurden. Gründungsmitglied Svenno spielte eine Zeit lang Djembe am Schlagzeug, entschied dann aber, dass das sinnlos sei. Heute ist er ein erfolgreicher DJ in Oslo. 

eclipsed: Der Titeltrack ist der längste, den ihr je gemacht habt. Wie bekam er seine endgültige Form?

Benediktator: Wir haben die 2009er Version von „Dawn Of Oberon“ nie aufgenommen und es erst 2017 wieder versucht. Es hat nicht wirklich funktioniert, also warteten wir, bis wir einen neuen Schlagzeuger hatten, bevor wir einen weiteren Versuch unternahmen. In der Zwischenzeit hatte ich einige Riffs und Passagen hinzugefügt. Auf dem Weg von Les Fleurs du Mal zu Tusmørke änderten sich die Texte von losen magischen Sprüchen zu einem kohärenteren Thema, inspiriert durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Ich hatte „Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare gelesen und einen Dokumentarfilm über den isländischen Glauben an Elfen gesehen. Im April 2010 beobachtete ich, wie Krokusse blühten, um dann von Schnee bedeckt zu werden. Ich dachte mir, dass es die kapriziösen isländischen Elfen waren, die den Ausbruch des Vulkans verursachten, den Flugverkehr behinderten und die Frühlingsblumen durcheinanderbrachten (lacht).

Dawn of Oberon

Das komplette Interviews ist Teil unseres Online-Abos, siehe: https://www.eclipsed.de/de/abo

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