Mogwai sind laut. Das weiß jeder, der die Band schon mal live erlebt hat. Auf ihren letzten Alben haben sie das Volumen Stück für Stück ein wenig runtergeregelt. Ein Werk von so überwältigender Schönheit wie „The Bad Fire“ hat jedoch kaum jemand erwartet.
Multiinstrumentalist Barry Burns wirkt verlegen. Er hat noch nicht allzu viele Stimmen zum neuen Album seiner Band Mogwai gehört, und überschwängliche Kommentare scheinen dem freundlichen Schotten eher peinlich zu sein. Es sei doch einfach nur ein Album. Trotzdem spürt man vom ersten Ton an, dass sich etwas verändert hat, und das nicht nur, weil seit dem letzten Album „As The Love Continues“ ganze vier Jahre vom Kalender runtergezählt wurden. Das Album ist sehr intensiv, spielt subtil mit lauten und leisen Momenten, singt versonnen instrumental vor sich hin oder bricht jäh aus. Das mag noch nach Mogwai as usual klingen, aber über das alles legt sich ein Film von unverstellter Schönheit, den man so eher nicht von Mogwai erwarten würde. Die hypnotische Wirkung dieser Reise erstreckt sich nicht nur auf eingefleischte Postrock-Hörer. Man fühlt sich an Dantes „Göttliche Komödie“ erinnert. Die Band ist Vergil, der den Hörer an die Hand nimmt und in eine ereignisreiche Welt unter der Oberfläche führt. Wenn sich Burns die Produktion mit etwas Abstand vergegenwärtigt, kommt ihm jedoch eher Chaos in den Sinn. Doch Chaos ist ja bekanntlich der Urzustand der Schöpfung, dem alle Schönheit zugrunde liegt.
Bei der Vokabel „unbeschreibliche Schönheit“ entfährt Burns ein spontanes „Fucking hell! Ich glaube, ich werde rot.“ Dann hält er inne und denkt kurz nach. Vor der Produktion habe er wirklich die Hölle durchlebt, weil seine Tochter schwer erkrankt sei. Inzwischen ist sie zum Glück wieder wohlauf. „Normalerweise haben wir viel mehr Zeit, an Ideen zu arbeiten. Diesmal buchten wir ganz kurzfristig ein Studio. Ich konnte aufgrund der Krankheit meiner Tochter nicht reisen, und wir nahmen das Album in Schottland auf. Aus der kurzen Zeit, die wir zur Verfügung hatten, versuchten wir, das Beste zu machen. Daraus resultierte das Chaos. Der Rest der Band wusste, dass ich eine schwere Zeit durchlebte, und machte mir alles so leicht wie möglich. Manchmal kann es von Vorteil sein, weniger Zeit zu haben. Du laborierst weniger herum und schmeißt die Sachen einfach gegen die Wand. Und genau das passierte bei uns.“ Gemessen an allem, was Barry Burns durchlebt hat, wirkt er außerordentlich gelassen, wenn nicht gar fröhlich. Aber so ist das eben. Man wächst und stabilisiert sich an den Herausforderungen, die das Leben unweigerlich mit sich bringt.