RICHARD BARBIERI - Merkwürdige Dinge unter der Bettdecke

RICHARD BARBIERI - Merkwürdige Dinge unter der Bettdecke

Ex-Japan und Ex-Porcupine Tree-Keyboarder Richard Barbieri legt mit „Under A Spell“ sein viertes Soloalbum vor. Wieder einmal ist dem stillen Briten ein Album voller ungewöhnlicher Klänge, hypnotischer Grooves und einer außerweltlichen Atmosphäre gelungen. Im eclipsed-Interview lüftet er das Geheimnis seines größten Einflusses.

Der New Wave-Band Japan verhalf er Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre zu Weltruhm. Dann war mit Japan Schluss. Drei der vier Japan-Mitglieder – Drummer Steve Jansen, Bassist Mick Karn und Keyboarder Richard Barbieri – gründeten daraufhin ohne Japan-Sänger/Gitarrist/Frontman David Sylvian das Trio Jansen-Barbier-Karn und pflegten einen ureigenen Avantgarde-Ambient-Jazz. Er war integraler Bestandteil von Porcupine Tree und schrieb mit ihnen (New) Artrock-Geschichte. Richard Barbieri hat einiges erlebt in seiner über 40-jährigen Karriere. Seit „Things Buried“ von 2005 treibt der Keyboard-Klangkünstler auch seine Solokarriere voran. Neuester Streich: „Under A Spell“, sein viertes Soloalbum.

eclipsed: „Under A Spell“ klingt wie ein Album, das niemand außer Richard Barbieri hätte produzieren können.

Richard Barbieri: Ich denke, das neue Album deckt alle Aspekte meiner bisherigen Arbeit ab. Es zeigt Referenzpunkte zu allen möglichen Punkten meiner Karriere. Von daher steckt da sehr viel meiner Persönlichkeit drin.

eclipsed: Die Corona-Pandemie hat sich gewiss auf die Produktion des Albums ausgewirkt.

Barbieri: Ja, selbstverständlich. Als ich Weihnachten 2019 mit der Arbeit an dem Album begonnen habe, wollte ich durch Europa reisen zu den anderen Musikern und mit ihnen einzelne Sachen aufnehmen. Dann kam Corona. Der Shutdown hat also die Situation verändert. Ich stand vor der Frage, mache ich nichts oder mache ich Musik. Ich habe mich für die Musik entschieden. Ich hatte noch von meinen früheren Alben unverwendetes Material von anderen Musikern. Das habe ich eingearbeitet, aber natürlich haben die anderen mir auch neues Material gesendet. Zum Glück geht sowas ja heute per File-Sharing.

eclipsed: Die Trompete in „Flare 2“ und der Bass in „Serpentine“ ragen heraus. Wer hat die gespielt? 

Barbieri: Es sind dieselben Musiker wie auf meinem vorherigen Album „Planets + Persona“. Luca Calabrese spielt die Trompete. Am Bass ist das Percy Jones von Brand X. Ich habe ihn das erste Mal auf Brian Enos „Another Green World“ gehört. Seitdem bin ich ein Fan von ihm. Ich habe aber noch einen zweiten Bassisten dabei: Axel Croné von der schwedischen Progband Isildurs Bane.

eclipsed: Der Bass in „Serpentine“ erinnert an deinen Japan-Kollegen, den 2011 verstorbenen, großartigen Mick Karn.

Barbieri: Ich kann verstehen, wenn man das so hört. Percy und Mick spielen beide diesen charakteristischen bundlosen Bass. Aber beide sind eigentlich grundsätzlich verschieden. Mick hat in Kreisen gearbeitet. Er hat es stets geschafft, die absolut perfekte Melodie auf dem Bass zu finden und hat diese dann immer und immer wiederholt. Bei Percy passieren fiel mehr Dinge, er improvisiert viel mehr.

eclipsed: Besonders beeindruckend an dem Album ist diese traumartige, andersartige Atmosphäre. Wie hast du die erschaffen können?

Barbieri: Die ist zum Teil auch Corona geschuldet. Die ganze Situation in der Welt ist schon seltsam und bedrückend. Ich hatte Träume und Bilder in meinem Kopf, besonders in dem Augenblick, wenn ich wach geworden bin. Der erste und der letzte Song sind der Eingang und der Ausgang in diese dunkle und unangenehme Welt. Es ist das Gefühl wie in einem Wald. Du kannst kaum etwas hören. Und das, was du hörst, kannst du nicht sehen. Diese Stimmungen wollte ich auf dem Album einfangen. Mit dem letzten Song kommt dann das Erwachen ...

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