Wie muss man sich ein Zoom-Interview mit jemandem wie Biff Byford vorstellen? Sprühen da die Funken, sitzt da jemand, der einem in den höchsten Tönen von seinem neuen Album vorschwärmen will? Nein: Biff, inzwischen 73 und mit einem überlebten Herzinfarkt vor einigen Jahren, ist noch tiefenentspannter als in den bisher knapp fünf Jahrzehnten seiner Karriere. So sitzt er da in seinem heimischen Wohnzimmer in England und fragt provokant, aber irgendwie auch charmant: „Was willst du wissen, was du mich nicht schon seit Jahrzehnten fragst und was du nicht sowieso schon weißt? Das Album ist gut, ansonsten würden wir es nicht herausbringen.“
eclipsed: Mal ernsthaft. Zum Teil war euer Vorgänger „Carpe Diem“ (2022) schon leicht aggressiver, wenn auch irgendwo sehr hardrockig verwurzelt. „Hell, Fire And Damnation“ ist schon eher Metal als Hardrock. Klar, melodiös und mit Siebzigerjahre-Wurzeln, aber sehr dynamisch. War euer neuer Gitarrist Brian Tatler von der NWOBHM-Legende Diamond Head dafür mitverantwortlich?
Byford: Ja, vielleicht wollten wir vor ihm nicht dumm dastehen, so als hätten wir nichts mehr zuzulegen. Aber es stimmt, die Band klingt hier dynamischer als auf vielen anderen Alben. Ob unbedingt besser oder nachhaltiger, wird sich zeigen.
eclipsed: Du hast das Ganze zusammen mit Andy Sneap (u.a. Judas Priest) produziert. Was ist dir wichtig bei einem neuen Saxon-Album, was war dir wichtig für dieses Album, oder gehst du ohne Plan heran?
Byford: Du weißt, ich bin Prog-Fan durch und durch. Ich bin niemand, der nur alles auf sich zukommen lässt. Klar hat es in der Karriere von Saxon Phasen gegeben, in denen wir eher auf den Rücksitzen saßen und Dinge mit uns machen ließen, aber nun haben wir seit Jahrzehnten das Lenkrad in der Hand, und mein Bestreben ist stets, Saxon nach vorn zu treiben. Musikalisch im metallischen Hier und Jetzt zu verorten, ohne unsere hardrockigen Wurzeln zu verleugnen. Deshalb auch unsere beiden Coveralben „Inspirations“ und „More Inspirations“ aus den letzten Jahren.
eclipsed: „Kubla Khan And The Merchant Of Venice“ ist für mich ein gutes Beispiel für den Balanceakt zwischen Siebzigern, Achtzigern und Gegenwart...
Byford: Ich bin noch etwas zu nah dran an dem Album, um es wirklich schon gut beurteilen zu können, aber das könnte ein guter Song sein, der Saxon 2024 repräsentiert.