Fünf Jahre nach „War In My Mind“ veröffentlicht sie mit „You Still Got Me“ endlich ein neues Album mit eigenem Material, Mitte November startet ihre Arenatour durch Europa. Beth Hart befindet sich derzeit auf ihrem Karrierehöhepunkt, zumindest was das Erfolgslevel angeht. Reichlich Hochs und Tiefs gehörten bei der Kalifornierin immer dazu und trugen das Ihre dazu bei, dass sie zu einer der größten Rock-, Blues- und Soulstimmen unserer Zeit wurde.
Seit 40 Jahren steht das Hannoveraner Label Steamhammer für Rock, Hardrock und Heavy Metal. Das dahinterstehende Unternehmen SPV ist längst zu einer festen Größe im Rockbusiness geworden. LabelManager Olly Hahn, seit 2001 mit an Bord, blickte für eclipsed auf Höhe- und Tiefpunkte der SPV-Geschichte zurück und beantwortete die Frage, warum Bands sich heute noch einem Label anvertrauen sollten, statt Musik in Eigenregie zu herauszubringen.
Phil Lesh von Grateful Dead war sein Studienkollege, Tony Visconti Produzent seines ersten Albums, Bowie sein Supportact und Kraftwerk ein Grund dafür, dass er sich einen Oberheim-Analog-Synthesizer anschaffte – willkommen in der Welt des musikalischen Phantoms Tucker Zimmerman. Nach seinem zeitweiligen Rückzug 1984 begann er erst in den 2000er-Jahren wieder, neue Alben zu veröffentlichen. Auf dem jüngsten, eindrucksvollen Werk „Dance Of Love“ wird er von der New Yorker Indie-Folk-Band Big Thief unterstützt.
„Ich vermisse meine frühere Band, wirklich!“, erklärt uns ein trauriger Daniel Cavanagh gleich am Anfang des Interviews, und er wird diesen Satz noch unzählige Male in verschiedenen Variationen wiederholen. „Anathema war für mich meine Familie, und das nicht nur, weil mein Bruder Vincent und zeitweise auch mein anderer Bruder Jamie da gespielt haben, sondern weil wir alle eine Familie waren. Auch John und Lee Douglas sind ja Geschwister.“ Als die Band sich nach der Tour zum 2017er Album „The Optimist“ getrennt hatte, war Daniel untröstlich, verfiel sogar in Depressionen, weil er sein Lebensprojekt gefährdet sah.
Bruderliebe
Es ist bereits das zweite Interview mit Neal Morse in diesem Jahr: Erst im Januar erschien „The Restoration“, der zweite Teil seiner Vertonung der biblischen Josefserzählung. Dass der 64-Jährige innerhalb so kurzer Zeit mit „No Hill For A Climber“ nicht nur ein weiteres Album auf den Markt bringt, sondern dafür auch noch eine neue Mannschaft namens Neal Morse & The Resonance auf die Beine gestellt hat, zeugt vom ungebrochenen Arbeitseifer des Musikers.
eclipsed: Hattest du Neal Morse & The Resonance bei unserem letzten Gespräch schon im Kopf?
Neal Morse: Ja. Die erste Probe fand am 26. Januar statt. Es gab einige Sessions, und der April war dann der Monat, in dem das Album entstand. Übrigens: Als wir miteinander gesprochen haben, war ich ja in Colorado, und auf dem Flug dorthin hatte ich „Demon Copperhead“ gelesen, aus dem die Zeile „No Hill For A Climber“ stammt.
Weiter geht es bei dem so ungleichen Zweier: Der introvertierte Sound-Tüftler Andreas Hack aus Bayreuth und der extrovertierte Sänger, Gitarrist und Haupttexter Paul Sadler aus Manchester legen mit „Memento Vivere“ ihr nächstes Werk nach dem vielbeachteten Debüt von 2022 vor. Dabei hört man noch mehr als beim Erstling die sehr unterschiedlichen musikalischen Sozialisationen der beiden. Der Oberfranke ist Mitbegründer der Folkprog-Band Frequency Drift. Der Nordengländer ist Frontmann der Doom-Metaller Spires. Zusammen nennen sie sich seit ihrer Gründung 2022 Haven Of Echoes. Neben den beiden Fernbeziehungs-Künstlern ist erneut auch Nerissa Schwarz mit der elektronischen Harfe an Bord, die dem dichten Klanggewitter mal Fragilität, mal Brachialität verpasst. Der 40-jährige Sadler schwärmt am Telefon von diesem akustischen Mikrokosmos.
Obwohl sie schon seit Ende der Neunziger aktiv sind, haben Dilemma bislang nicht den Sprung ins große Rampenlicht geschafft. Was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass ihr neues Album „The Purpose Paradox“ das gerade mal dritte in all der Zeit ist. Nun jedoch könnte ihre Bekanntheit einen Schub bekommen. Nicht nur, weil die Reaktionen auf das Konzeptwerk hervorragend ausfallen, sondern auch, weil die Band zwei neue, renommierte Mitglieder in ihren Reihen weiß: Sänger Wudstik (Jermain van der Bogt) ist auch bei For All We Know aktiv und steht zudem auf der Liste der Gastsänger von Ayreon.
Zwar ist vom Countrypunk der Anfangszeit nicht viel übrig geblieben, dem Rinderschädel, ihrem Symbol seit den Tagen, als sie sich noch Disneyland After Dark nannten, sind die Musiker aber treu geblieben. „Wir kamen aus der Punk- und Skaterszene“, erinnert sich Frontmann Jesper Binzer. „Damals war es so, dass man, wenn man das Publikum wirklich unterhalten wollte, für jeden etwas bieten musste: ein Reggaestück für die entsprechenden Jungs, eine Ballade für die Mädchen, Rock’n’Roll, Rockabilly, Punk. Wir fanden außerdem, dass wir Country für das Landvolk brauchten.“ Der „Punkrock mit ein wenig Yippie-jay-yeah“, wie es Jesper Binzer liebevoll formuliert, sei zwar mehr oder weniger verschwunden. „Die Twang-Gitarre ist aber immer noch da.“